ANGELFISCHERVERBAND IM
LANDESFISCHEREIVERBAND WESER-EMS E.V.

Verbandstag 2025 in Ganderkesee-Stenum

27.04.2025

Zu Beginn des Verbandstages des Angelfischerverbandes Weser-Ems am 26. April begrüßte der Präsident, Heinz Gräßner, die Anwesenden und insbesondere die Ehrengäste im Hotel Backenköhler in Ganderkesee-Stenum. Auf dem Programm standen Grußworte von Ehrengästen und der Festvortrag von Dr. Jens Salva zum Thema „Der Angelfischerverband im LFV Weser-Ems e.V. heute – warum angeln eben mehr ist als nur Fische fangen.“
Den Reigen der Grußworte eröffnete Miriam Staudte, die niedersächsische Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Sie erklärte einleitend, dass sie sich dem Angeln sehr verbunden fühlt, da sie selber einmal geangelt hat und ihr Sohn heute noch angelt.
Die Angler würden vorbildlichen Einsatz für die Gewässer und die Fischbestände leisten, unabhängig von Tag und Uhrzeit. Angler seien außerdem eine wichtige Instanz, wenn es um die Einhaltung von Regeln an den Gewässern geht, da sie praktisch jederzeit vor Ort sind und die Gewässer im Blick haben und damit immer bemerken, wenn sich dort etwas verändert.
Speziell mit Bezug auf den Verband lobt sie die mit hoher Fachkompetenz und großem Engagement ausgeführten Renaturierungsmaßnahmen, die zeigen, dass es den Anglern nicht nur um die Fische ginge, sondern um das gesamte Umfeld.
In der Ausbildung und der Durchführung der Fischerprüfung sieht sie eine wichtige Aufgabe, da es von großem gemeinsamem Interesse ist, angehende Angler mit einer guten Ausbildung auf die Praxis vorzubereiten. Denn die Freizeitfischerei hätte einen großen gesellschaftlichen Stellenwert, weshalb eine hohe Qualität dabei sehr wichtig wäre.
Angler sollten bei Fragen des Naturschutzes im Bereich von Gewässern mit einbezogen werden. Sie sollten dabei als Partner gesehen werden. Im Ministerium wäre man immer dankbar für Rückmeldungen aus der Praxis am Gewässer, beispielweise bei Fischsterben, damit schnell reagiert werden kann.
Schließlich wies die Ministerin auf den in der kommenden Woche anstehenden Fischereidialog hin, bei dem es um einen Austausch zwischen Politik, Fischern und Anglern geht, um sich gemeinsam auf Fragen der Zukunft vorzubereiten.
Katharina Jensen aus der CDU-Fraktion des Niedersächsischen Landtages dankte den Anglern in ihrem Grußwort für das große Engagement beim Einsatz für die Natur und den Naturschutz. Positiv sei, wie transparent die Arbeit des Verbandes in den sozialen Medien dargestellt werden würde. So seien gleich die vielen guten Projekte des Verbandes erkennbar, sei es bei der Renaturierung von Gewässern oder beim Artenschutz.
Als sehr bedenklich betrachtet sie die hohen Verluste von Fischen durch Wasserkraftwerke. Der Aal als Fisch des Jahres 2025 würde auf diese Problematik aufmerksam machen, die es in Zukunft zu lösen gelte.
Die SPD-Fraktion des Niedersächsischen Landtages wurde vertreten durch Karin Logemann, die auch fischereipolitische Sprecherin ist. Sie verwies auf die Bedeutung des Verbandes als Vertreter der Vereine in verschiedenen Bereichen und als anerkannter Naturschutzverband. In Gewässerwartelehrgängen würde höchst komplexes Wissen über Gewässer vermittelt. Es sei sehr wichtig, dass sich Angler damit befassen und dass man auf ihr Basiswissen zurückgreifen kann.
Probleme sieht sie in den Aktivitäten von Prädatoren wie Kormoran und Fischotter, die Fischbestände stark schädigen können. Hier müssten noch Lösungen gefunden werden.
Ein weiteres Problem seien die Wasserkraftwerke. Selbst die fischfreundlichsten Turbinen seien immer noch Hindernisse. Das Aaltaxi schaffe hier immerhin eine gewisse Abhilfe. Das Umweltministerium hat hierfür weitere Finanzierungen bereitgestellt.
Ein wichtiger Aspekt der Verbands- und Vereinstätigkeit sei das Angeln mit Kindern und Jugendlichen. Junge Menschen sollten möglichst problemlos an das Angeln herangeführt werden.
Manfred Tannen, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, zeigte sich stolz darauf, dass der Angelfischerverband in der Landwirtschaftskammer angesiedelt ist, wo man eine gute Zusammenarbeit pflegen würde. Man hätte bei der Fischerei und in der Landwirtschaft schließlich auch Gemeinsamkeiten, beide sind beispielsweise auf eine intakte Natur angewiesen. Nachhaltigkeit würde sich da von selbst verstehen. Einseitiger und übertriebener Schutz einzelner Arten würde dagegen auf dem Land wie im Wasser zu Fehlentwicklungen führen. Auf dem Land würde man das leichter erkennen. Die Angler seien wichtig, um Veränderungen unter Wasser wahrnehmen zu können. Die Leistungen der Angler sollten seiner Meinung nach noch viel mehr gewürdigt werden.
Dirk Sander als Präsident des Landesfischereiverbandes Weser-Ems, des Deutschen Fischereiverbandes sowie des Verbandes der kleinen Hochsee- und Küstenfischerei erklärte, dass es allen Verbänden nach eigener Auskunft gut gehe. Eine Ausnahme bilden die Küstenfischer. Das gelte für die Ostsee, aber genauso auch für die Nordsee, wo ein Windpark nach dem anderen angelegt wird und riesige Kabelstränge verlegt werden, die nicht überfischt werden dürfen. Außerdem sollen noch Gebiete für den Naturschutz abgegeben werden. Fischerei sei dann nicht mehr möglich.
Die Krabbenfischer würden aktuell so schlecht fangen, dass sie dringend Unterstützung bräuchten.
In der Zukunftskommission Fischerei befinden sich bei 40 Beteiligten nur acht Fischer, davon wiederum nur zwei, die ihr Leben lang gefischt haben, einer davon ist der Präsident selbst. Da könne man sich nicht von jungen unerfahrenen Umweltschützern sagen lassen, wie man zu arbeiten habe.
Dr, Holger Hennies, Präsident des Landesbauernverbandes, betonte, dass sowohl Landwirtschaft als auch Fischerei mit Tieren und Umwelt zu tun haben. Grundsätzlich stelle sich die Frage, ob man Natur und Tiere nutzen dürfe. Diese Frage könne man seiner Meinung nach bejahen, man stünde dabei aber in der Verantwortung, sich darum zu kümmern.
Mit Bezug auf die Landwirtschaft wies er darauf hin, dass man deutliche Verbesserungen im Bereich der Stickstoffeinträge erzielt hätte. Die Nitratversickerung sei deutlich verringert. Seit zehn Jahren gäbe es einen positiven Trend.
Der Niedersächsische Weg sei eine lobenswerte Maßnahme für die Landwirtschaft und die Menschen in der Region. Es könnte aber noch besser werden, damit das Geld schnell und gezielt in den Flächen ankommt.
Im Anschluss an die Grußworte hielt Dr. Jens Salva den Vortrag „Der Angelfischerverband im LFV Weser-Ems e.V. heute – warum angeln eben mehr ist als nur Fische fangen.“ Er leitete mit der Frage ein, was Angler eigentlich machen und der entsprechenden Antwort, dass sie angeln gehen und sich über kleine und große Fische freuen und diese auch gerne zu einem schmackhaften Gericht verarbeiten. Angeln habe eine lange Tradition, in deren Lauf sich wenig verändert hätte, außer die Angelgeräte. Angeln sei aber auch ein Naturerlebnis, bei dem man sich an der Schönheit der Gewässer erfreuen kann.
Mit den schönen Gewässern hatte es allerdings nach dem Zweiten Weltkrieg weitgehend ein Ende, denn es wurde in großem Stil umgebaut und begradigt. Das gilt vor allem für das Netz der kleinen Gewässer. Die wurden begradigt und, um das Gefälle auszugleichen, wurden Querbauten eingerichtet. Dadurch gerieten die Gewässer aus dem Gleichgewicht.
Mit der Wasserrahmenrichtlinie 2002 sollten bessere Bedingungen für die Gewässer geschaffen werden. Es sollte ein stärkerer Biotopschutz erfolgen, in dessen Folge auch die Arten besser geschützt werden können.
Vom Angelfischerverband Weser-Ems wurden seitdem zahlreiche größere und kleinere Gewässerprojekte durchgeführt. Was dabei möglich ist? Bei dieser Frage sei immer der Faktor Mensch entscheidend. Es gelte immer, viele Anträge zu stellen und Formalitäten zu erledigen. Dabei bräuchte man gute Verbündete in den Behörden, die von der Sache angetan sind. Und man braucht das Vertrauen der Flächeneigentümer.
Bei der Durchführung der Projekte liegt im Idealfall alles in einer Hand, die Planung, die Umsetzung und die Erfolgskontrolle.
Die Projektfinanzierung erscheint zunächst als Problem, tatsächlich sei aber immer ausreichend Geld vorhanden, es muss allerdings beantragt werden. Meistens bei der Bingo-Umweltstiftung, es gibt aber auch noch eine Reihe anderer Geldgeber.
Der Angelfischerverband kann auf die Durchführung von über 100 Projekten mit unterschiedlichen Dimensionen zurückblicken. Bei In stream-Projekten besteht keine Möglichkeit der Flächennutzung und der Verlegung des Gewässerlaufens. In dem Fall wird innerhalb des Bachbettes gearbeitet, um Strukturen zu schaffen und dem Gewässer neue Dynamik zu verleihen.
Wenn umgebende Flächen zu Verfügung stehen, kann auch ein ganz neues, naturnahes Flussbett angelegt werden. Als Beispiel wurde die Wapel angeführt, die durch solch eine Maßnahme deutlich aufgewertet wurde.
Die Auenentwicklung stellt eine weitere Form der Gewässerrenaturierung dar. Abhängig von den Gegebenheiten können dabei Altarme unterschiedlicher Dimension geschaffen werden. Als Beispiel eines groß angelegten Projektes wurden der neue Seitenarm der Ems bei Lathen sowie der an der Vechte genannt.
Wichtige Maßnahmen sind auch die Eingriffe in die Fließgewässer, mit denen Durchgängigkeit erreicht werden soll. Projekte dieser Art wurden an der Rammelbecke, der Dinkel oder der Hase durchgeführt.
Neben der Neuschaffung von Gewässern werden auch bestehende Gewässer aufgewertet. Dabei geht es nicht nur darum, das Gewässer zu entschlammen, sondern auch darum, Strukturen und Dynamik zu schaffen. Als Beispiel wurde der Wörmer bei Haren genannt.
Die Frage, zu welchem Ergebnis all die Maßnahmen und Arbeiten führen, resümiert der Referent, dass zum einen schöne Gewässer entstanden, zum anderen Lebensräume für Fische und andere Wasserbewohner geschaffen wurden, dass es aber auch große Anerkennung für die Arbeit der Angler gab, beispielsweise in Form von Auszeichnungen. Bei den Preisverleihungen für Gewässerprojekte dominieren die Angelvereine deutlich über anderen Institutionen.
Aktuell führt der Verband ein groß angelegtes Projekt zu Entwicklung von Kleingewässern durch, in dessen Rahmen ca. 70 neue Kleingewässer geschaffen werden sollen.
Der Verband ist Projektpartner im Blauen Band, das sich die Verbesserung von Gewässern zur Aufgabe gemacht hat.
Mit der Fischereibiologischen Station Ems-Hase betreut der Verband eine Einrichtung, die vielfältige Arbeiten zur Natur- und Gewässerschutz und zur Entwicklung von Gewässern im Raum Ems-Hase leistet.
Abschließend dankte Jens Salva den Vereinen für ihre Mitarbeit und ihr Engagement.
Heinz Gräßner bedankte sich bei Jens Salva für den Vortrag und die geleistete hervorragende Arbeit. Im Anschluss stellte der Verbandspräsident die alten und neue Mitarbeiter in der Geschäftsstelle des Verbandes sowie der Fischereibiologischen Station vor und dankte ihnen für ihren Einsatz.
Es wurde festgestellt, dass der Verband aktuell 115 Mitgliedsverein mit rund 57000 Mitgliedern zählt und seinerseits Mitglied im Deutschen Angelfischerverband sowie im Deutschen Fischereiverband ist.
Unter Hinweis auf die schon länger bestehende Stiftung Emsländische Gewässerlandschaften wurde auf die neu ins Leben gerufene Stiftung für die Ochtum hingewiesen, die zusammen mit dem Bremer Flughafen eingerichtet wurde.
Heinz Gräßner wies darauf hin, dass das Ehrenamt weiter gestärkt werden müsste. Die Fischereiaufsicht werde weitgehend von den Vereinen durchgeführt, nicht von den Kommunen.
Im Rückblick auf die Messe Lingen wurde der große Aufwand für die Kochshow angesprochen und die gute Zusammenarbeit mit den Nachbarverbänden erwähnt, mit denen man sich einen gemeinsamen Stand geteilt hat.
Abschließend sprach der Verbandspräsident eine Einladung an die Politik zum Elektrofischen, zum Abstreifen und Einliefern von Eiern ins Bruthaus in Oldenburg aus. Auf diese Weise soll ein Teil der wichtigen Arbeit des Verbandes veranschaulicht werden.

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