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LANDESFISCHEREIVERBAND WESER-EMS E.V.

VERLUST AN BIODIVERSITÄT IN AHLHORNER TEICHEN

04.06.2019

Die Niedersächsischen Landesforsten stellten die ersten Ergebnisse der im Jahr 2016 begonnenen Messungen zu Wassermenge und -qualität im Naturschutzgebiet Ahlhorner Teiche vor. Jährlich werden aus dem Wassereinzugsgebiet der Oberen Lethe um 167 Tonnen Nitrat in die Teiche eingetragen, von denen nur 34 Tonnen über das Lethe-Wasser wieder abfließen. „Das Wasser der Lethe ist hochgradig mit Nährstoffen angereichert, die Teiche fungieren als große Feldkläranlage, das kann so nicht bleiben“, resümiert Forstamtsleiterin Regina Dörrie die Erkenntnis, dass jährlich um 133 Tonnen Nitrat in den Teichen verbleiben.

Ein weiteres Ergebnis ist, dass zum einen zu wenig Wasser in die Teiche fließt, um alle Teiche befüllen zu können. „Vor der Intensivierung der Bewirtschaftung an der oberen Lethe wirkten Moor und Feuchtgrünland wie ein großer Schwamm, der Wasser speicherte und gleichmäßig in die Lethe abgab“, so Jörn Schöttelndreier vom Forstamt Ahlhorn. Wie die Messung der Wassermengen ergab, gibt es zum anderen intensive Wechselwirkungen zwischen den Teichen und dem Grundwasser. Schöttelndreier: „Ohne den Wasserzustrom aus dem Grundwasser in den unteren Bereichen der Teichwirtschaft, hätten wir ein Drittel weniger Wasser“.

Peter Wollborn von der Betriebsleitung der Niedersächsischen Landesforsten betonte die Bedeutung der Teiche für den Naturschutz. „Die wertvollen Strandlingsfluren, die wir gerne erhalten wollen und dazu nach europäischem Naturschutzrecht auch verpflichtet sind, haben wir sonst nur noch im Harz. Die Datenlage erscheint eindeutig und wir brauchen dringend eine Verbesserung der Situation für dieses Naturschutzgebiet. Hier müssen vor allem die zuständigen Behörden tätig werden.“

2016 wurden sogenannte Mulitparametersonden an den Zuflüssen und am Ablauf der Teichwirtschaft installiert. Jetzt liegen erste belastbare Messergebnisse zur Wassermenge und zur Wasserqualität am Beispiel von Nitrat vor. So beträgt die durchschnittliche Nitratbelastung aus dem Oberlauf der Lethe, die das Teichsystem mit Wasser versorgt, 37 Milligramm/Liter. Das aus der Teichwirtschaft auslaufende Wasser enthält nur noch 5 Milligramm/Liter. „Das bedeutet, dass in den Teichen jährlich allein aus dem Zulauf etwa 133 Tonnen Nitrat verbleiben. Damit werden die ursprünglich nährstoffarmen Gewässer eutroph, also stark überdüngt.“ so Jörn Schöttelndreier, der als Förster für Waldökologie zusammen mit der Geowissenschaftlerin Tina Wixwat das aufwändige Messprojekt begleitet. Dazu kommt  eine zunehmende Verschlammung in den Teichen, und der Verlust an Biodiversität geht einher mit einer Verschlechterung des Erhaltungszustandes. „Das ist ein klarer Verstoß gegen das FFH-Recht und kann eines Tages Sanktionen nach sich ziehen“, so Schöttelndreier.

Die ebenfalls durchgeführten Wasserstandsmessungen ergaben, dass 50 Prozent mehr Wasser aus der Teichwirtschaft abfließt, als über die Lethe hineinkommt. „Das zeigt uns, dass zum einen aus dem Wassereinzugsgebiet der oberen Lethe, das früher mit Moor und Feuchtgrünland wie ein Schwamm das Wasser hielt und langsam abgab, zu wenig Wasser kommt. Dazu haben wir erkannt, dass es intensive Wechselwirkungen zwischen den Teichen und dem Grundwasser gibt“, so Wasserspezialistin Tina Wixwat. „Im durchlässigen Sand speist hohes Grundwasser einerseits die Teiche und dort wo es niedriger ist, verlieren die Teiche Wasser in den Untergrund.“ Die Ahlhorner Teiche liegen zwischen den beiden Wasserschutzgebieten Baumweg und Großenkneten, in denen große Mengen Trinkwasser gewonnen werden.

Das heutige Fauna-Flora-Habitat(FFH)-Gebiet „Sager Meer, Ahlhorner Fischteiche und Lethe“ wurde im Jahr 2005 nach Brüssel gemeldet. Es umfasst neben den Fischteichen den Bereich des Sager Meeres und das Flüsschen Lethe von den Teichen bis zur Mündung in die Hunte bei Oldenburg.

Maßgebend für die Ausweisung des europäischen Schutzgebietes war, neben dem Schutz seltener Tierarten wie dem Neunauge und dem Kammmolch, die Sicherung der Lebensräume der sogenannten Strandlingsfluren.

Als Strandlingsfluren oder Teichbodengesellschaften werden Arten bezeichnet, die in den Teichen auftreten, wenn diese im Rahmen der Karpfenwirtschaft zeitweilig im Sommer trocken gelegt werden. Dann entwickeln sich binnen kurzer Zeit seltenste Arten wie Wasserpfeffertännel oder Schlammling.

Die Messungen im Teichgebiet werden durch die Niedersächsischen Landesforsten fortgesetzt. So sollen in diesem Jahr unter anderem Daten zum Wasserverlust durch Verdunstung erhoben werden.

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