Verband, Vereine und Bremer Airport gründen Stiftung für die Ochtum
06.08.2025
Ein viel besseres Ergebnis konnte sich wohl keine der beteiligten Parteien erhoffen, als ihnen Anfang August die Anerkennung der Stiftung Natur- und Gewässerlandschaft Ochtum mitgeteilt wurde. Die Beteiligten, das sind der Bremen Airport, der Angelfischerverband Weser-Ems sowie der Sportfischerverein Bremen-Stuhr und der Fischereiverein Delmenhorst.
Gemeinsam haben sie die Stiftung „Natur- und Gewässerlandschaft Ochtum“ ins Leben gerufen, die sich die Pflege und die biologische Aufwertung der Ochtum und ihrer Umgebung zum Ziel gesetzt hat. Im Vordergrund steht dabei die Sorge für die Gewässerqualität des Weser-Nebenflusses. Darüber hinaus wird aber auch eine naturnahe Einbettung des Gewässers in die Landschaft angestrebt.
Es gibt schon eine ganze Reihe von Ideen und Pläne zu Projekten, mit denen wieder etwas mehr Natur in die von Begradigungen und Parzellierungen geprägten Kulturlandschaft der Ochtumniederung einziehen soll.
Mit der Stiftung sind nun auch die finanziellen Möglichkeiten gegeben, um die Vorhaben umsetzen zu können. Dabei ist die finanzielle Ausstattung der Stiftung durch den Bremer Flughafen im Umfang von 110.000 Euro keinesfalls eine Selbstverständlichkeit.
Seit 2019 liefen die Verhandlungen zwischen dem Angelfischerverband Weser-Ems und dem Bremer Flughafen. In jenem Jahr wurde behördlicherseits von dem Verzehr von Fischen aus der Grollander Ochtum sowie den stromabwärts gelegenen Abschnitten der Ochtum abgeraten. Ein Zusammenhang mit der Einleitung von Löschwasser vom Flughafengelände war unstrittig. Weit weniger klar war dagegen, wer genau dafür die Verantwortung trägt und zu welchen Konsequenzen das führen kann.
Fraglich war insbesondere, inwieweit den betroffenen Fischereivereinen ein ersatzfähiger Schaden entstanden war. Umso höher ist es dem Airport Bremen anzurechnen, dass man sich zu einer Verantwortung gegenüber der Natur und zu einem Einsatz für den Umweltschutz bekennt.
Diese wohlwollende Haltung ist keineswegs selbstverständlich. Es gibt vergleichbare Fälle aus anderen deutschen Städten, in denen sich Flughäfen hartnäckig dagegen gewehrt haben, sich am Ausgleich für entstandene Umweltschäden zu beteiligen.
Der Flughafen Bremen zeigt, dass es auch anders geht, nämlich mit der Übernahme von Verantwortung und der Bereitstellung von finanziellen Mitteln für die Natur. Und dabei soll es nicht einmal bleiben, denn es wurde von Seiten des Flughafens großes Interesse an den Naturschutzmaßnahmen bekundet und weitere Unterstützung der Projekte in Aussicht gestellt.
Dass die harmonische Einigung der Parteien etwas Besonderes darstellt, bestätigte die mit dem Fall beauftragte Anwaltskanzlei. „Solch eine Einigung gibt es nur sehr selten“, betonte der Rechtsanwalt Dr. Klaus Rentsch, der sich juristisch mit dem Fall befasste.
Die erzielte Einigung könnte allerdings Hoffnungen machen, dass solch eine konstruktive Lösung, von der letztlich alle Seiten, vor allem aber die für uns alle wichtige Umwelt profitieren, keine ausgesprochene Seltenheit bleibt. Denn das Ergebnis der Verhandlungen zeigt nicht nur, dass man selbst schwierige Angelegenheiten zwischen Konfliktparteien einvernehmlich erklären kann, es liefert auch ein Beispiel dafür, wie sich ein Streitfall in eine längerfristige positive Kooperation verwandeln lässt.
Der Präsident des Angelfischerverbandes Weser-Ems, Heinz Gräßner, ist guter Dinge angesichts der Stiftungsgründung: „Die Ochtum wird in Zukunft sicher nicht mehr durch eine Gewässerverschmutzung im Bewusstsein der Öffentlichkeit stehen, sondern vielmehr durch die Maßnahmen zum Schutz, zur Renaturierung und zur Verbesserung der Gewässerqualität.“ Der Verband habe in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Gewässerrenaturierungen durchgeführt und sei bestens darauf vorbereitet, nun mit den örtlichen Vereinen Maßnahmen zur biologischen Aufwertung der Ochtumregion durchzuführen.
Über die regionale Bedeutung hinaus hoffen die Beteiligten, dass die Stiftungsgründung und die damit verbundene Einigung aller Beteiligten, Modellcharakter für ähnlich gelagerte Fälle haben kann. Im Bewusstsein, dass Natur und Umwelt über uns allen stehen und wichtiger sind als jeder einzelne, mögen sich auch andere Konfliktparteien zusammenfinden, um zu Lösungen zu gelangen, die für alle sinnvoll und förderlich sind. Eine Umweltstiftung kann mit ihren Taten noch lange Gutes schaffen, nachdem der Schaden schon lange in Vergessenheit geraten ist.
