ANGELFISCHERVERBAND IM
LANDESFISCHEREIVERBAND WESER-EMS E.V.

Verband bekommt fischereibiologische Station Ems-Hase

06.07.2022

Nach letzten fachlichen Abstimmungen mit dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz steht seit dem 6. Juli 2022 fest, dass der Angelfischerverband Weser-Ems voraussichtlich die Trägerschaft einer fischereibiologischen Station im Bereich Ems und Hase übernehmen wird.
Es ist das erste Mal, dass ein Angelfischerverband in Niedersachsen die Leitung einer solchen Station übertragen bekommt. Die Übergabe einer Ökologischen Station in die Hände eines Angelfischerverbandes und nicht in die einer etablierten Naturschutzvereinigung dürfte sogar für ganz Deutschland einzigartig sein.
Damit werden die Arbeit, der Einsatz und die Kompetenz der Angler gewürdigt. Ihre Zuständigkeit für die Gewässer und die Umwelt wird anerkannt, und es wird ihnen das Vertrauen geschenkt, mit der ihnen überlassenen Natur verantwortungsvoll und fachgerecht umzugehen.
Über Jahrzehnte hat sich der Angelfischerverband Weser-Ems als anerkannter Naturschutz- und Fischereiverband durch seine Arbeit im Bereich der Gewässerrenaturierung und des Artenschutzes als kompetente Institution für den Naturschutz einen Namen gemacht. Zahlreiche Umweltprojekte erfuhren überregionale Anerkennung und wurden mit Preisen ausgezeichnet. Dabei hat man sich als zuverlässiger Partner für die Mitgliedsvereine, Landkreise, Unterhaltungsverbände, Unternehmen und Stiftungen erwiesen. Der Verband hat damit über lange Zeit seine Empfehlungen abgegeben, um nun mit dieser anspuchsvollen Aufgabe betraut zu werden.
Dass die Station für die Region Ems und Hase eingerichtet wird, ist nur folgerichtig. Hier wurde eine Reihe von FFH-Gebieten ausgewiesen, die den hohen Wert der Region für den Erhalt der lokalen Fauna und Flora im nordwestlichen Niedersachsen belegt. Eine große Achse miteinander verbundener Biotope, bildet hier die Heimat zahlreicher Arten, deren Leben auf verschiedene Weise mit dem aquatischen Milieu verbunden ist. Dazu gehören sowohl stationär im und am Gewässer lebende Arten als auch auf der Wanderschaft befindliche Arten wie Großsalmoniden und Neunaugen oder auch die Zugvögel, die hier eine bedeutende Leitlinie finden.
Das zentrale Arbeitsgebiet der fischereibiologischen Station werden deshalb die Gewässer und angrenzenden Auen im Ems- und Hasegebiet bilden. Dabei wird man ein Augenmerk auf die Gewässer und ihre Bewohner legen. Darüber hinaus gilt die Aufmerksamkeit aber den gesamten Lebensräumen, die in einem Bezug zu den Gewässern stehen. Dazu gehören unter anderem Verlandungsbiotope der Stillgewässer, Röhrichte, Sümpfe und Bruchwälder.
Eine besondere Bedeutung kommt dabei den in der Region noch bestehenden intakten Auenlebensräumen zu. Sie übernehmen lebenswichtige Funktionen im Naturhaushalt, beispielsweise als Brut- und Rastgebiete für Zugvögel, als Reproduktions- und Aufwuchshabitate für Fische und Amphibien oder als bedeutende Lebensräume für Libellen.
Das weitreichende Ziel der Arbeiten in der Station wird darin bestehen, den dynamischen Austausch zwischen den Gewässern und den umliegenden Gebieten zu pflegen und weiterzuentwickeln. Dabei geht es um den langfristigen Erhalt und die Förderung der Biodiversität in dem Gebiet.
Eine große Rolle wird die Durchführung der geplanten Umweltmaßnahmen in den FFH-Gebieten spielen. Darüber hinaus wird es aber auch mit gezielten Maßnahmen um die Ausweitung der ausgewiesenen Gebiete mit weiteren naturbelassenen oder renaturierten Habitate auf weitere Flächen und Gewässer gehen.
Zu den Aufgaben der Station wird die regelmäßige systematische Bestandserfassung und –bewertung der aquatisch geprägten Lebensräume und Arten mit Bindung an das aquatische Milieu gehören. Speziell wird man Analyse von individuellen Defiziten durchführen und individuelle Entwicklungskonzepte für einzelne Lebensraumtypen und Arten erstellen.
Zur Registrierung der Arten werden Monitorings der Wanderfische durchgeführt, genauso wie die Erfassung der Brut- und Rastvögel für die Leitarten und lebensraumtypischen Vogelarten mit Bindung oder Neigung zu aquatisch geprägten Lebensräumen.
Der Verband übernimmt die Aufgabe der Gebietsbetreuung im Rahmen eines interdisziplinär agierenden Netzwerkes von Kooperationspartnern. Es werden Beratungen der Unteren Naturschutzbehörden durch die Station hinsichtlich der Bewirtschaftung von gewässerbezogenen Lebensräumen erfolgen. Und es wird immer eine enge Zusammenarbeit und Abstimmung mit den unterschiedlichen Akteuren wie dem Landkreis Emsland, dem NABU, dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz, der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung, Unterhaltungsverbänden, Fischereivereinen und Landwirten geben. Eine Aufgabe, der sich der Angelfischerverband schon bei vielen seiner Umweltprojekte erfolgreich gestellt hat.
An den Maßnahmen der Station wird stets eine ganze Reihe von Personen und Institutionen beteiligt sein, und die Arbeiten werden auf regionales und teilweise überregionales Interesse stoßen. Deshalb wird es zu den Aufgaben gehören, die Fachwelt und die Öffentlichkeit regelmäßig über die Aktivitäten zu informieren.  
Als Standort der fischereibiologischen Station bietet sich die ehemalige Glasaalfangstation am Herbrumer Wehr an, die sich im Besitz des Landesfischereiverbandes Weser-Ems befindet. Sie ist die älteste Station dieser Art in Deutschland, und wird aktuell für das Monitoring des Aalaufstiegs genutzt. Mit der Lage direkt an der Ems und seiner Historie bildet diese Station die idealen Voraussetzungen für die weiterführenden Aufgaben einer fischereibiologischen Station.

 

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