ANGELFISCHERVERBAND IM
LANDESFISCHEREIVERBAND WESER-EMS E.V.

Meerforellenbrut in Visbeker Aue unter "besonderer Beobachtung"

01.03.2024

Unter „besonderer Beobachtung“ wurden Mitte Februar beim Fischereiverein Wildeshausen die ersten 18.000 Meerforellenbrütlinge der Brutsaison 2023/24 in die Freiheit entlassen. Denn gut ein Dutzend Vertreter von Naturschutz-Behörden, -Organisationen und Verbänden waren diesmal extra zur Auswilderung an die Visbeker Aue eingeladen worden. Und die Gäste zeigten sich beeindruckt von der großen Arbeit rund um die Winzlinge.

Am 11. November waren die Elterntiere bei einem Elektrofischen in der Aue gefangen und abgestreift worden. Mitte Dezember schlüpften die Meerforellen im vereinseigenen Bruthaus. Knapp zwei Monate später haben sie nun ihre Dottersäcke fast aufgezehrt und sind startklar für ihren eigentlichen Brutbach. Die Visbeker Aue schlängelt sich hier in der Wildeshauser Bauerschaft Thölstedt durch einen sehr idyllischen, fast urigen Wald. Dass die Realität in und an vielen Bächen aber oft ganz anders aussieht und deshalb die Arterhaltung in diesem sensiblen Ökosystem so wichtig ist, darauf wollte Ralf Siemer die Gäste praxisnah vor Ort aufmerksam machen. 

Der 2. Vorsitzende des Fischereivereins hatte zu der Besatz-Aktion Mitarbeiter der ansässigen Landkreise Oldenburg und Vechta, zweier ökologischer Stationen, der Hunte-Wasseracht sowie des Angelfischerverbandes im LFV Weser-Ems eingeladen. „Ich freue mich, dass hier der behördliche und ehrenamtliche Naturschutz zusammenkommt“, sagte Ralf Siemer. 

Er hat seit Inbetriebnahme des Bruthauses im Jahr 2007 in Wildeshausen den Schlupf hunderttausender Meerforellen überwacht. Die Visbeker Aue, die sich durch das Naturschutzgebiet „Bäken der Endeler und Holzhauser Heide“ schlängelt, ist sicher der mit Abstand produktivste der fünf Brutbäche im Bereich des Wildeshauser Hunte-Systems. Noch im März werden nach und nach weitere Meerforellenbrütlinge auch in den Lohmühlenbach, die Katenbäke, in den Altonaer Mühlbach sowie in die Flachsbäke gesetzt. Insgesamt 165.000 Eier waren es in dieser Brutsaison. 138 Meerforellen und ein Lachs waren zuvor bei den Elektrofischen zwischen November und Jahresanfang rund um Wildeshausen gefangen worden. 

„Wenn alles optimal läuft, wandern die Meerforellen nach zwei Jahren im Bach in die Nordsee und kommen nach weiteren zwei Jahren im Meer zurück hierher. Aber vielleicht nur 1 Prozent dieser Fische trotzt allen Gefahren und Hindernissen und schafft die Rückkehr in den Bach“, erklärte Ralf Siemer den Gästen. Er machte auch darauf aufmerksam, dass alle drei in Deutschland vorkommenden Ökotypen – Meerforelle (Urform), Bachforelle und Seeforelle – inzwischen als gefährdete Arten geführt werden. Hauptgründe seien das Fehlen passender Strukturen wegen Begradigungen sowie Wanderhindernisse durch Gewässerverbauungen.

Deshalb hofft der Fischereiverein Wildeshausen auch, dass die im Naturprojekt „Hotspot 23 – Vielfalt in Geest und Moor“ geplante ökologische Durchgängigkeit der Aue am Wehr in Aumühle verwirklicht werden kann. „Damit auch Laichplätze und Habitate im Aue-Oberlauf von allen im und am Wasser lebenden, wandernden Arten erreicht werden können“, so Ralf Siemer. Trotz zuletzt vieler erfolgloser Anläufe, ist er diesmal vorsichtig optimistisch, dass sich in Aumühle in absehbarer Zeit etwas tut. „So nah dran, waren wir noch nie!“

Thomas Kaiser

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