Reaktivierung eines Seitengewässers für die Lathener Beeke
08.01.2025
Der Fischereiverein Lathen und Umgebung hat Anfang des Jahres gleich mit der nächsten Renaturierungsmaßnahme für die Lathener Beeke angefangen. Nachdem Ende des vergangenen Jahres ein neuer Auenbereich für das Gewässer geschaffen wurde, findet jetzt die Aufwertung eines vorhandenen Seitengewässers statt.
Das bestehende Seitengewässer stellte in seiner bisherigen Form keinen geeigneten Lebensraum für Fische, Amphibien und Libellen dar. Durch die Maßnahme soll das Gewässer strukturiert werden, sodass es wieder als bedeutender Lebensraum fungieren und wieder wichtige Funktionen im Naturhaushalt einnehmen kann. Das Gewässer soll vor allem Fischen als Reproduktions-, Aufwuchs- und Überwinterungshabitat sowie Libellen und Amphibien als Fortpflanzungshabitat dienen.
Mit der Maßnahme soll eine optimierte Ausgestaltung der Anbindung der Lathener Beeke zum vorhandenen Stillgewässer sowie eine Aufwertung des Stillgewässers selbst erreicht werden. Das Stillgewässer soll zu einem geeigneten Lebensraum für Fische, Libellen und Amphibien entwickelt werden. Arten, die in ihrem Entwicklungszyklus auf verschiedene Gewässertypen und den Wechsel zwischen diesen Gewässern angewiesen sind, finden somit wieder ein geeignetes Habitat.
Die vorhandene Anbindung des Seitengewässers an die Lathener Beeke ist durch eine suboptimale Strömungsverteilung und damit verbunden einem ungünstigen Sedimenttransport geprägt. Durch ausgeprägte Sedimentationsprozesse führten diese Bedingungen bereits zu einer Verlandung eines Teilbereiches der Mündung. Um die Situation zu verbessern, ist es vorgesehen, eine Teilanbindung des Seitengewässers von der Lathener Beeke abzubinden. Die zweite, flussabwärts liegende Verbindung zwischen Stillgewässer und Lathener Beeke bleibt bestehen, sodass die laterale Vernetzung und damit verbunden, ein Wechsel der Organismen zwischen Still- und Fließgewässer, konstant möglich ist.
Zudem ist eine Entschlammung des Gewässers notwendig, um einer zunehmenden Verlandung entgegenzuwirken. Der anfallende Aushub wird auf eine landwirtschaftliche Fläche verbracht. Weiter ist eine Anpassung des Uferprofils am Stillgewässer vorgesehen. Das aktuell steile Profil stellt ungünstige Bedingungen für viele Organismen dar, indem es z. B. Amphibien den Wechsel zwischen Land- und Wasserlebensraum erschwert.
Durch den Verein erfolgt nach der unmittelbaren Bautätigkeit die Entfernung von wahrscheinlich aufkommendem Gehölzaufwuchs. Viele Organismen wie Amphibien, Libellen oder Reptilien sind auf besonnte Lebensräume, ursprüngliche Pionierstandorte, angewiesen. Solche Lebensräume sind in der heute überprägten Kulturlandschaft rar, womit ein bedeutender Anteil des Biodiversitätsverlustes von Auenlandschaften begründet werden kann.
Seitengewässer als Rückzugs- und Reproduktionshabitate fehlen aufgrund umfangreicher Meliorationsmaßnahmen in der Historie heute weitestgehend an unseren Fließgewässern. Dabei kommt diesen Stillgewässern eine bedeutende Rolle im Lebenszyklus vieler Organismen(-gruppen) zu. Die verbliebenen Seitengewässer verlanden – vor allem bei Gehölzbestand im Uferbereich – zudem durch die natürliche Sukzession, sodass diese im Laufe der Zeit ebenfalls verloren gehen. Da aufgrund fehlender fließgewässertypischer Dynamik i. d. R. keine neuen Seitengewässer entstehen ist es unbedingt erforderlich, die vorhandenen Gewässer zu erhalten und zu verbessern.
Langfristig soll sich ein wertvolles, strukturreiches Seitengewässer der Lathener Beeke entwickeln, welches über viele Jahre und Jahrzehnte in dynamischem Austausch mit dem Fließgewässer den aquatischen Organismen Entwicklungsmöglichkeiten bietet. Durch die Maßnahme entsteht ein neuer Lebensraum, der einen ständigen Wechsel der Organismen zwischen Haupt- und Nebengewässer erlaubt. Damit gehen weitreichende positive Effekte auf die Organismenbestände in der gesamten Lathener Beeke einher. Durch die ortsnahe Lage der Projektfläche ist von einer entsprechenden Öffentlichkeitswirksamkeit und Sensibilisierung der Bevölkerung für die aquatischen Lebensräume und Organismen auszugehen.
Der Fischereiverein Lathen und Umgebung e.V. wurde im Jahr 1935 gegründet und hat derzeit etwa 2.500 Mitglieder. Der Verein hat an etwa 210 ha Wasserfläche die Fischereirechte und setzt sich hier satzungsgemäß für die Hege und Pflege der aquatischen Lebensräume ein. Außerdem betreibt der Verein ein eigenes Bruthaus, um die Bestände der anadromen Meerforelle (Salmo trutta) und der potamodromen Quappe (Lota lota) zu stützen. In der Vergangenheit wurden bereits einige und z. T. große Revitalisierungsmaßnahmen an den vom Verein bewirtschafteten Gewässern durchgeführt. U. a. wurden mehrere Laufverlängerungen an der Melstruper Beeke, die Anlage von Auenlebensräumen an der Melstruper Beeke und die Initiierung einer naturnahen Uferentwicklung an einem Ems-Altarm durchgeführt.
