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LANDESFISCHEREIVERBAND WESER-EMS E.V.

Neues Renaturierungsprojekt an der Lathener Beeke

03.12.2024

Nachdem an der Lathener Beeke im vergangenen Jahr ein Projekt zur direkten Renaturierung des Fließgewässers mit dem Ziel einer verstärkten Eigendynamik im Vordergrund stand, werden nun vom Fischereiverein Lathen und Umgebung Maßnahmen zur Renaturierung des Umlandes der Beeke getroffen.
Das neue Projekt an der Lathener Beeke in Bereich Buchenweg begann am 29. November mit umfangreichen Baggerarbeiten. Durch das Projekt soll die Verbindung und Wechselwirkung der Lathener Beeke mit angrenzenden Flächen reaktiviert werden, sodass langfristig naturraumtypische und vielgestaltige Auenlebensräume entstehen können. Über eine Flutmulde werden die Flächen bei entsprechendem Wasserstand regelmäßig von der Lathener Beeke gespeist. Durch die auentypischen Kleingewässer mit der umgebenden Feuchtwiese entstehen u. a. Lebensräume für Fische, Amphibien und Libellen. Zudem soll sich eine Feuchtwiese mit standortgerechter Vegetation etablieren.
Intakte Auenlebensräume sind in der heute überprägten Kulturlandschaft selten. Dabei stellen diese natürlicherweise eine der artenreichsten Ökosysteme dar. Eine Vielzahl von Organismen ist auf die dynamischen Prozesse des Fließgewässers mit der Aue angewiesen (z. B. temporäre Auengewässer als Aufwuchshabitate für die Quappe, Uferabbrüche und Steilwände für Eisvogel und Uferschwalbe, Weichholzauwald für den Biber). Zudem sind die Auen von überragender Bedeutung für den Biotopverbund. Mithilfe dieser Maßnahme soll ein wesentlicher Beitrag zur Förderung der Biodiversität und des Biotopverbundes erfolgen.

Ziel der Maßnahme ist eine laterale Vernetzung der Lathener Beeke und angrenzendem Auenbereich. Durch die Vernetzung sollen Überschwemmungsbereiche geschaffen werden, die bei Hochwasserereignissen temporär geflutet werden können. Es ist die Entstehung einer Feuchtwiese mit auentypischen Kleingewässern vorgesehen. Durch die Reaktivierung auentypischer, dynamischer Prozesse soll die Ausprägung eines kleinräumig vernetzten Mosaikes von Lebensräumen initiiert werden, das geeignete Habitate für eine Vielzahl von Organismen, wie z. B. Fischen, Libellen und Amphibien bietet.
Die für die Maßnahmen vorgesehenen Flächen stellen bereits aktuell Feuchtstandorte dar. Durch eine jeweils kleinräumige Uferabflachung der Lathener Beeke westlich sowie östlich des Buchenwegs soll die Anbindung der Aue erfolgen. Dazu ist es notwendig, kleinräumig Gehölzbestände zu entfernen. Dies geschieht zu jeder Zeit unter Berücksichtigung naturschutzrelevanter Aspekte und ausschließlich außerhalb der Brut- und Setzzeit. Die Gehölzentfernung dient der Besonnung der Fläche und der Auengewässer. Viele Organismen wie Amphibien, Libellen oder Reptilien sind auf besonnte Lebensräume, ursprüngliche Pionierstandorte, angewiesen.
Solche Lebensräume sind in der heute überprägten Kulturlandschaft rar, womit ein bedeutender Anteil des Biodiversitätsverlustes von Auenlandschaften begründet werden kann. Auch der Vegetationsentwicklung und damit verbunden, der Ausprägung einer artenreichen Feuchtwiese, kommt die kleinräumige Gehölzentnahme zugute. Die Profilierung der Kleingewässer erfolgt unter Anpassung an die örtlichen Gegebenheiten, womit eine optimale Integration in die Fläche gewährleistet wird. Vorgesehen ist jedoch eine Diversität in der Größe und Tiefe der Kleingewässer.
Der Fischereiverein Lathen und Umgebung e.V. hat bereits in der Vergangenheit diverse Projekte im Bereich des Natur- und Artenschutzes in ehrenamtlichem Engagement durchgeführt. Im Zuge dieses Projektes sind ebenfalls ehrenamtliche Arbeitsstunden vorgesehen (Vgl. Kosten- und Finanzierungsplan). Darüber hinaus erfolgt auch die Unterhaltung der neuen Auenlebensräume im Ehrenamt durch den Fischereiverein in Form der beobachtenden Unterhaltung. Es ist zu erwarten, dass insbesondere die Entfernung von Gehölzaufwuchs in der Anfangszeit anfällt.
Langfristig sollen sich wertvolle, strukturreiche Auenlebensräume mit einer standortgerechten Vegetation entwickeln. Diese sollen weitestgehend der Sukzession überlassen werden und nur unbedingt notwendige Unterhaltungsarbeiten erfolgen. Somit stellen die Flächen über viele Jahre und Jahrzehnte bedeutende Lebensräume für das aquatische Milieu gebundenen Organismen dar. Durch die ortsnahe Lage der Projektflächen ist von einer entsprechenden Öffentlichkeitswirksamkeit auszugehen, die über die lokale Presse verstärkt wird. Auch im Hinblick auf die Wasserretention in der Fläche und der Grundwasserneubildung gehen von dem Projekt langfristig positive Effekte aus.
Der Fischereiverein Lathen und Umgebung e.V. wurde im Jahr 1935 gegründet und hat derzeit etwa 2.500 Mitglieder. Der Verein hat an etwa 210 Hektar Wasserfläche die Fischereirechte und setzt sich hier satzungsgemäß für die Hege und Pflege der aquatischen Lebensräume ein. Außerdem betreibt der Verein ein eigenes Bruthaus, um die Bestände der anadromen Meerforelle (Salmo trutta) und der potamodromen Quappe (Lota lota) zu stützen. In der Vergangenheit wurden bereits einige und z. T. große Revitalisierungsmaßnahmen an den vom Verein bewirtschafteten Gewässern durchgeführt. U. a. wurden mehrere Laufverlängerungen an der Melstruper Beeke, die Anlage von Auenlebensräumen an der Melstruper Beeke und die Initiierung einer naturnahen Uferentwicklung an einem Ems-Altarm durchgeführt.

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