ANGELFISCHERVERBAND IM
LANDESFISCHEREIVERBAND WESER-EMS E.V.

INSTALLATION EINER FELDKLÄRANLAGE IN AHLHORN

20.05.2019

Am 20. Mai 2019 begann am Lethe-Talgraben in Ahlhorn die erste Installation einer Feldkläranlage. Die Anlage soll das belastete Wasser des Grabens reinigen. Das Besondere an diesem biologischen Klärwerk: Es handelt sich um eine einfache Konstruktion von Kübeln mit ausgewählten Pflanzenarten, die in Zusammenarbeit mit Bakterien für einen natürlichen Abbau von Schadstoffen sorgen.

Die erst in diesem Jahr patentierte Feldkläranlage macht Hoffnung, dass die belasteten Abwässer aus den Gräben landwirtschaftlich genutzter Flächen künftig, wenn sie durch die Feldkläranlage geleitet werden, sauber in die Fließgewässer gelangen. Und dass damit das Leben in seiner biologischen Vielfalt in die Gewässer zurückkehren kann.

Der Entwickler dieser Anlage ist Werner Reumann vom Fischereiverein Wardenburg, der seit vielen Jahren die Bemühungen seines Vereins aber auch anderer Vereine des Landesfischereiverbandes Weser-Ems um die Wiederansiedlung der Wanderfische wie Lachs und Meerforelle verfolgt. Was ihn dabei bewegt, ist der Umstand, dass zwar viel investiert wird für den Besatz der Fische und Laichplätze, dass aber das Wasser, in dem die Fische ablaichen sollen, keine ausreichende Qualität hat, um die Entwicklung der Eier und das Aufwachsen der Jungfische zu gewährleisten.

Eine schwere Belastung der Gewässer geht von den Nitrateinträgen als Folge der landwirtschaftlichen Nutzung der Flächen im Einzugsbereich der Gewässer aus. Hier anzusetzen und eine Reduzierung des Schadstoffeintrags zu erlangen, war das Ziel von Werner Reumann. Als Gärtnermeister bringt er dabei das notwendige Verständnis mit, um zu erkennen, mit welchen Pflanzenarten er einen natürlichen Weg zum Abbau der Schadstoffe findet, bevor diese in das Gewässer gelangen können.

Nach jahrelangem Experimentieren mit Pflanzenarten, Substraten und Behältnissen gelang ihm die Entwicklung einer variablen Anlage aus großen Kübeln, den Klärbecken, durch die das belastete Wasser hindurchgeleitet wird. Dabei erfolgen eine Reduzierung des Stickstoff- und Phosphorgehaltes und eine Verminderung von Ocker.

Die Klärbecken sind mit sogenannten Repositionspflanzen bestückt, also Pflanzen, die der Renaturierung dienen. Bei diesen Pflanzen handelt es sich ausschließlich um einheimische Arten wie die Gelbe Sumpf-Schwertlilie (Iris pseudacorus), Schilfrohr (Phragmites) und Binse (Juncus inflexus), die sich durch einen hohen Verbrauch von Nitraten auszeichnen. Neben den Pflanzen spielen Bakterien, die sich natürlich in den Behältern ansiedeln, eine wichtige Rolle beim Nitratabbau. Das mit dem Wasser in die Klärbecken eingeleitete Nitrat wird durch die Pflanzen und Bakterien in dem System also ganz natürlich abgebaut.

Die Feldkläranlage ist so variabel, dass sie in jedes Gerinnebett eines aus landwirtschaftlichen Flächen ablaufenden Fließgewässers eingebracht werden kann. Von landwirtschaftlich genutzten Flächen würde nach Einbau der Anlage kein Wasser mehr ungeklärt in die Ökosysteme von Flüssen und Seen eindringen.

Die Installation der Anlage erfolgte unter Federführung des Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverbandes (OOWV), der mit Inbetriebnahme der Anlage regelmäßige Messungen der Schadstoffwerte vornimmt. „Natürlich darf die Anlage keinen Rückstau erzeugen“, so Projektingenieur Hydrochemie, Landwirtschaft & Boden, Sascha Kochendörfer, vom OOWV. Auch in dieser Hinsicht ist es wichtig, mit der ersten installierten Feldkläranlage Erfahrungen zu sammeln.

Die Finanzierung der Installation erfolgt mit EU-Mitteln, die dem OOWV über das das EU-Projekt NuReDrain zukommen. Die Abkürzung steht für Nutrients Removal and Recovery from Drainage Water und bezeichnet ein Europäisches Vorhaben, bei dem es um die Entfernung und Rückgewinnung von Nährstoffen aus landwirtschaftlichen Drainagegewässern geht. Die Erfindung der Feldkläranlage könnte ein wichtiger Baustein bei der Suche nach Lösungen für die Behandlung von Nährstoffen aus der Landwirtschaft sein.

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