Karauschen in einem Graben bei Haren
14.10.2025
Am 07.10.2025 haben die Mitarbeiter der Fischereibiologischen Station Ems-Hase einen breiten Graben in der Nähe von Haren befischt. Das Gewässer war extrem schlammig, voller Wasserpflanzen und durchschnittlich 5 Meter breit. Deswegen wurde das Gewässer diesmal vom Boot befischt. Dabei erwartete sie erneut eine Überraschung, dieses Mal eine extrem seltene Fischart: die Karausche (Carassius carassius).
Die Karausche ist ein extremophiler Fisch. Das heißt sie ist an extreme Umweltbedingungen angepasst. Niedrige Sauerstoffgehalte, hohe Temperaturen, Einfrieren, saures Moorwasser und viel Schlamm toleriert sie ohne Probleme. Trotzdem sinken die Bestände in Niedersachsen kontinuierlich.
Häufig bekommen wir Meldungen, dass Angler Karauschengewässer kennen, aber leider stellen sich die vermeintlichen Karauschen häufig als Giebel (Carassius gibelio) heraus, der seit 1940 in Mitteleuropa nachgewiesen wird, zunächst im Donau-System. Heutzutage sind Giebel in weiten Teilen Mitteleuropas verbreitet und eine der größten Gefahren für Karauschenbestände. Karauschen und Giebel können nämlich zusammen fortpflanzungsfähige Nachkommen zeugen. Die genetisch reine Karausche verschwindet dann durch die Vermischung der Arten. Das riesige Problem im Fall unseres Grabens: Wir fanden auch Giebel. Die Karauschen in dem Graben sind also in höchster Gefahr. Zukünftige genetische Untersuchungen sollen sicherstellen, ob es sich bei den von uns gefundenen Fischen um richtige Karauschen handelt oder schon um Hybride.
Weiterhin ist die Karausche, wie viele mittlerweile seltene Arten, auf eine funktionierende Aue des Flusses angewiesen. Sie mögen kein tiefes, strömendes und kaltes Wasser und können deswegen nur neben dem Fluss in kleinen, stehenden, sonnenexponierten und stark verkrauteten Auentümpeln und -seen gute Bestände erreichen. Durch fehlende Überflutungsdynamik entstehen diese allerdings nicht mehr durch natürliche Prozesse. Weiterhin trocknen bestehende Gewässer mittlerweile zu häufig und zu lange aus, oder sind schon längst verlandet oder verfüllt worden.
Auf der Roten Liste Niedersachsens ist die Karausche als „vom Aussterben bedroht“ gelistet. Viele Angelvereine schaffen in den letzten Jahren neue Auengewässer, was den Beständen der Karauschen hoffentlich helfen wird.
