Deutscher Fischereitag 2025
05.07.2025
Vom 01. bis 03. Juli fand der Deutsche Fischereitag 2025 im Le Méridien Grand Hotel in Nürnberg statt. Mit dem umfangreichen Vortragsprogramm wurden von der Binnenfischerei über die Aquakultur und Teichwirtschaft, Küsten- und Hochseefischerei bis zur Freizeitfischerei alle Bereiche der Fischerei mit ausgewählten aktuellen Themen behandelt.
Der neue Landwirtschaftsminister Alois Rainer betonte denn auch in seiner Rede, dass all diese Sparten der Fischerei in Deutschland von wirtschaftlicher und sozialer Bedeutung sind. Denn Fisch, so der Minister, leiste einen wichtigen Beitrag zu einer ausgewogenen Ernährung und stärke zugleich die regionale Wirtschaft insbesondere im ländlichen Raum. Der Selbstversorgungsgrad mit Fischprodukten in Deutschland liege zurzeit bei etwa 17 Prozent. Ein Wert, der allerdings gefährdet sei.
Angesprochen wurden auch die Probleme mit dem Kormoran, der regional zum Teil erhebliche Schäden bei den Fischbeständen anrichtet. Eine ähnliche Situation, wie sie durch den Wolf für die Tierhaltung auf dem Land entstanden ist. Hier versprechen die Worte des Ministers für die Zukunft ein stärker lösungsorientiertes Vorgehen.
Mit ihren eigenen Schwierigkeiten hat die Hochsee- und Küstenfischerei zu tun, wie der Präsident des Deutschen Fischereiverbandes, Dirk Sander, darstellte. Er warnt, dass die Selbstversorgung mit Fisch in Deutschland auf unter zehn Prozent sinken könnte. Bürokratie und Naturschutz setzen den Fischern erheblich zu. Dirk Sander fordert deshalb mehr Unterstützung für die heimischen Fischer. „Wir haben in letzter Zeit den Eindruck gewonnen, dass man sich in Deutschland etwas zu sicher fühlt, was die Lebensmittelversorgung betrifft.”
Die Selbstversorgung der EU mit Fisch sei in den vergangenen Jahren von etwa 50 auf 30 Prozent gesunken – und die Abhängigkeit von Importen gestiegen, sagte Sander. Der Trend müsse umgekehrt werden. Laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) lag der Versorgungsgrad von Fisch in Deutschland im vergangenen Jahr vorläufig bei 20,4 Prozent.
Auch der Naturschutz setze der Fischerei stark zu. „Unsere nächste gemeinsame Großbaustelle wird das Gesetz zur Wiederherstellung der natürlichen Ökosysteme”, sagte Sander. Das im Juni 2024 verabschiedete EU-Gesetz sieht eine Renaturierung geschädigter Lebensräume an Land und im Meer vor. So seien die EU-Mitgliedstaaten verpflichtet, bis 2030 auf mindestens 20 Prozent der Land- und Meeresgebiete Wiederherstellungsmaßnahmen einzuleiten.
Ein Thema war auch die Auswirkung des Klimawandels auf die Fischbestände. Speziell am Beispiel von Bayern wurde gezeigt, dass sich viele Gewässer immer mehr aufheizen. Für die Lebewesen erzeugt das großen Stress, für einige bedeutet es sogar den sicheren Tod.
Bayern trocknet aus – von Tag zu Tag ein bisschen mehr, lauteten mahnende Worte. Von vielen kleinen Bächen und Flüssen sei schon jetzt nichts mehr übrig. Bei anderen dauere es nicht mehr lange, bis die letzten Wasserpfützen auch noch verschwunden sind.
Die wegen der niedrigen Wasserpegel erhöhten Temperaturen in den Seen und Bächen fördern nicht nur ein verstärktes Algen- und Bakterienwachstum. Er macht auch vielen Wasserlebewesen enorm zu schaffen. „Einige Fischarten wie die Bachforelle, die Mühlkoppe oder der Huchen kommen mit diesen Temperaturen nicht gut klar“, sagt Johannes Schnell vom Landesfischereiverband. Selbst die Isar habe aktuell über 21 Grad. Für die Tiere bedeutet die Wärme purer Stress, erklärt Schnell.
„Der Klimawandel wird unsere Fischbestände langfristig verändern“, prognostizierte Schnell.
Einen weiteren Schwerpunkt bildete der Aal, zu dem eine Vortragsreihe von der Aalkommission organisiert wurde. Vom Internationalen Rat für Meeresforschung, dem International Council for the Exploration of the Sea (ICES) wird ein generelles Aalfangverbot auch für die Freizeitfischerei gefordert. Dem steht gegenüber, dass sich wohl niemand so sehr für die Bestandserhaltung und -verbesserung einsetzt wie die Angelverbände und -vereine. Ein riesiges Engagement, das wahrscheinlich wegfallen würde, wenn man ein generelles Fangverbot verhängen würde.
Auch die Tatsache, dass Gewässerverbauung und andere Eingriffe in den Lebensraum und die Wandermöglichkeit der Aale als Ursachen des Bestandsrückganges zu sehen sind und nicht die Angelfischerei, spricht gegen ein Verbot. So war denn auch der Tenor, dass die Möglichkeit des Aalangelns erhalten bleiben sollte, bei gleichzeitigem Einsatz für den Aalbestand.
Der Deutsche Fischereitag hat damit eine Reihe aktueller Probleme der verschiedenen Sparten der Fischerei aufgeworfen, für die es Lösungsansätze gibt, die uns aber sicher auch noch lange weiterbegleiten werden.
Mit dem Präsidenten, Heinz Gräßner, und seinem Vize, Bodo Zaudtke, nahmen auch Vertreter des Angelfischerverbandes Weser-Ems an der Veranstaltung teil.