ANGELFISCHERVERBAND IM
LANDESFISCHEREIVERBAND WESER-EMS E.V.

Besichtigung von Fischfarmen

25.06.2024

Zur Besichtigungstour von gleich zwei Fischfarmen und dem Bruthaus des FV Lathen e.V. hatte die Verbandsjugendleitung am 22. Juni ins Emsland eingeladen.  25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind der Einladung gefolgt und konnten vom Jugendleiter Torsten Kampf begrüßt werden.

Wie vereinbart standen wir um 9:45 Uhr am Treffpunkt vor den Toren der Emsland Fischzucht im Industriepark in Haren. Ein zur ALBE-Fischfarm gehörendes Unternehmen, die ausschließlich auf die Aufzucht von Aalen spezialisiert sind, und zu den größten Unternehmen dieser Art in Europa zählt. Mitarbeiter Heinrich Gröningen begrüßte uns und gab uns im Außenbereich einige wichtige Informationen, Zahlen und Daten zum Unternehmen und den jährlichen Produktionsmengen bevor der Rundgang in den riesigen Hallen begann.

Bekanntlich ist die Nachzucht von Aalen nicht möglich und so wandert er von seinem Laichgebiet der Sargassosee nach Europa.  Im Stadium „Glasaal“ werden die Jungtiere vor Frankreich bei ihrer Wanderung nach Europa abgefangen und gelangen so nach Haren zur Aufzucht. Gefüttert wird anfangs mit gewohnter Nahrung, um schließlich auf Trockenfutter umzustellen. Der größte Teil der Tiere ist für die weitere Aufzucht in Fischfarmen und als Besatzaale zum Beispiel auch für Fischereivereine und Verbände bestimmt und wird in entsprechender Größe, je nach Wunsch der Abnehmer abgegeben. In diesem Jahr wurden im Mai von unseren Mitgliedsvereinen z.B. 4,7 t Jungaale, das entspricht etwa 1,18 Mio. Tiere, in die unterschiedlichsten Gewässer des Verbandsgebietes besetzt.     

In zahlreichen großen Becken mit konstant 25 Grad Wassertemperatur konnten wir die unterschiedlichsten Altersstufen der Aal anschauen und waren gerade zur Fütterungszeit vor Ort, die achtmal in 24 Stunden vollautomatisch passiert. Größe, Menge und Zusammensetzung des Futters angepasst an die jeweilige Entwicklungsstufe der Tiere. Imposant anzusehen, wie die Aale sich aus dem Wasser recken, um an das Futter zu gelangen. Jeder möchte hier der Erste sein. Ein Teil der Aufzucht gelangt in die Vermarktung als Speisefisch an Räuchereien, Händler, weiterverarbeitenden Betriebe etc. im In- und Ausland. Die Weiterverarbeitung dieser Aale erfolgt bei ALBE ebenfalls in Haren.

Ein wichtiger Bestandteil der Anlage ist die Kläranlage. In unterschiedlichen Schritten wird hier das genutzte Wasser von Rückständen wie Futterreste und Kot gereinigt und geklärt, um schließlich in die nahegelegene Ems abgeleitet zu werden. Der gesamte Betrieb wird vollautomatisch gesteuert und überwacht. Hierfür stehen die Mitarbeiter 24/7 an 365 Tagen zur Verfügung.

So endete die gut einstündige interessante und sehr aufschlussreiche Führung. Torsten Kampf übereichte an H. Gröninger als Dankeschön eine Erinnerungsgabe und weiter ging es zur Station zwei nach Niederlangen zur Fischfarm Kaiserzander. 

Hier wurden wir von Frau Martina Reiners begrüßt, die uns in fast zweistündiger Führung den Betrieb zeigte und erklärte. Vorweg muss man einfach erwähnen, dass Frau Reiners für ihren „Job lebt“ und voller Freude und Begeisterung ihr Wissen an uns weitergegeben hat.

Eigentlich hatte keiner im Vorfeld eine Vorstellung wie die Aufzucht von Zander, einem Raubfisch, in einer „Indoor Aquakultur“ funktionieren kann. Nach Desinfektion der Hände und Durchlaufen eines Desinfektionsbeckens konnten wir die Hallen betreten. Zu Beginn wurden wir mit Zahlen, Stückzahlen und Daten informiert.

Auch bei Kaiserzander wird der Großteil der Aufzucht für Besatzmaßnahmen und Weiterzucht in Aufzuchtbetrieben gezogen. Ein weiterer Teil geht in die unterschiedliche Vermarktung. Der Absatz in Niederlangen erfolgt ausschließlich nur als Lebendfisch.

Auch hier erwarteten uns verschiedene Stationen und Stadien der Aufzucht der Raufische. In vier Kältebereichen werden unterschiedliche Jahreszeiten nachempfunden, um ganzjährig „Elterntieren“ die Eier bzw. die Milch abzustreifen, um schließlich die Befruchtung der Eier herbeizuführen. In weiteren Bereichen konnten wir uns in zahlreichen großen Becken die weiteren unterschiedlichen Stadien der Zander anschauen und erhielten ausführliche und fachkundige Erklärungen. Bei fast völliger Dunkelheit in den Räumlichkeiten befinden sich in den Becken je nach Größenstadium unterschiedliche Mengen an Fisch. Auch die wöchentliche Sortierung und Umbesetzung nach Größen erfolgt automatisch.  Um die Zander besser im Wasser sehen zu können aber nicht zu irritieren und zu beunruhigen, wurden schwachleuchtende Lampen ausgegeben. So konnten wir die Aktionen der Fische beobachten. Die Fütterung mit Pallets in den unterschiedlichsten Größen erfolgt auch hier vollautomatisch in relativ kurzen Abständen, um so Angriffe und Beißattacken untereinander auszuschließen. Frau Reiners erwähnte, dass eine spätere Umstellung in freier Natur auf „Naturfutter“ für die Fische kein Problem darstellt. Ein ausgeklügeltes technisches System überwacht die gesamte Anlage ebenfalls 24/7 ganzjährig, welches natürlich personell unterstützt werden muss. Hygiene und Sauberkeit hat einen sehr hohen Stellenwert. Durch Einsatz und Nutzung von diversen Filter- und Reinigungsanlagen sowie Photovoltaik wird der Wasser- und Energiebedarf reduziert. Auch Frau Reiners erhielt von Torsten Kampf als kleines Dankeschön eine Erinnerungsgabe.  Tief beeindruckt von dem Gesehen und Gehörten verließen wir Niederlangen und steuerten unser drittes Ziel das Bruthaus des FV Lathen e.V. in Fresenburg-Melstrup an.

Hier erwartete uns bereits der Vereinsvorsitzende Werner Kremer um uns das Bruthaus des Vereins zu demonstrieren und zu erklären. In einem doch wesentlich kleineren Rahmen als bei den vorher gesehenen Betrieben werden hier in der entsprechenden Jahreszeit vornehmlich Meerforelleneier auf die Siebe gelegt, um diese letztendlich nach endsprechender Zeit und sorgsamer Pflege als kleine Brütlinge in die Gewässer zu entlassen.

Abschluss unserer Besichtigungstour bildete ein kleiner Imbiss und Kaltgetränke in gemütlicher Runde und so bestand noch einmal Gelegenheit, die Besichtigungen aufzuarbeiten. Die Hamburger aus der Pfanne kamen gut an und jeder konnte sich seine Wunschhamburger aus den Zutaten selbst zusammenstellen. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sich einig, dass dies eine interessante und sehr lehrreiche Tour war.  Danke an Werner Kremer für die Bereitstellung des Bruthauses.

Gerold Martin

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