ANGELFISCHERVERBAND IM
LANDESFISCHEREIVERBAND WESER-EMS E.V.

Projekt Swimway Vecht abgeschlossen

23.12.2022

Wanderfische kennen keine Ländergrenzen. Deshalb war es folgerichtig, dass das Projekt zur Untersuchung des Wanderverhaltens und der Wandermöglichkeiten der Fische in der Vechte länderübergreifend angelegt war und als Kooperation zwischen den Niederlanden und Deutschland - an der auch der Angelfischerverband Weser-Ems beteiligt war - durchgeführt wurde. Im Rahmen eines Symposiums wurden die Untersuchungen nun als abgeschlossen erklärt.

Das Projekt Swimway Vecht startete 2017 als Teilprojekt des LIFE IP Delta Nature-Programms. Das Projekt umfasst eine Zusammenarbeit mit mehreren niederländischen und deutschen Gewässerbewirtschaftern und Sportfischereiverbänden. Die Zusammenarbeit umfasst den Aufbau von Wissen und den Wissensaustausch, die Finanzierung von Projekten und Sachleistungen in Form von Arbeitsstunden und ehrenamtlichen Tätigkeiten. 

Das übergeordnete Ziel des Swimway Vecht-Projekts war es, Einblicke in die Funktionsweise der Vechte als Migrationsroute für Fischarten zu gewinnen, die über längere Strecken wandern. Ein wichtiger Teil der Forschung ist der gemeinsame Aufbau von Wissen über die Fischwanderung im internationalen Fluss Vechte zwischen den niederländischen und deutschen Partnern. Die gemeinsame Gewinnung und Erweiterung von Wissen ist wichtig, um das Fischwanderungspotenzial der Vechte vom Meer bis zur Quelle zu verbessern. Die folgenden Forschungsfragen wurden in der Monitoring-Strategie formuliert:     
1. Haben die Vechte und ihre Zuflüsse Regge, Dinkel und Steinfurter Aa die Funktion einer internationalen Fischwanderroute (vom Meer zur Quelle) für Fischarten, die über weite Strecken wandern?     
2. Wie verhalten sich Fische an verschiedenen mit Fischtreppen ausgestatteten Wanderhindernissen? Und inwieweit gelingt es den Fischarten, diese Hindernisse zu überwinden?     
3. Welches sind die stromaufwärts und stromabwärts verlaufenden Fischwanderwege und Barrieren für die Fischarten in der Vechte?     
4. Wie ist das Vorkommen von Glasaalen in der unteren Vechte?     
5. Wie hoch ist das Vorkommen von Meerforellen, Quappen und Flussneunaugen in der unteren Vechte?

Ausgangspunkt der Studie war die Beobachtung der Wanderung mehrerer weit wandernder Fischarten durch die Vechte. Zu diesem Zweck wurden zwei verschiedene Überwachungssysteme (VEMCO und NEDAP) eingesetzt und mehrere Fischarten gefangen und markiert. Für die repräsentative Überwachung der Fischwanderung im Einzugsgebiet der Vechte wurden bestimmte im Süßwasser wandernde und zwischen Süß- und Salzwasser wandernde Fischarten ausgewählt. Zu diesem Zweck wurden verschiedene Fangtechniken eingesetzt.

• Für Glasaale wurde das Ausmaß der Versorgung mit Glasaalen in der Overijsselse Vechte durch netzübergreifende Überwachung untersucht.     
• Während der Erhebung wurde ein Flussneunauge gefangen, das zu klein war, um markiert zu werden.     
• Für Blankaale wurde die flussabwärts gerichtete Wanderung durch die Vechte ins Wattenmeer untersucht. Rijkswaterstaat und der Landesfischereiverband Westfalen und Lippe E. v. nutzten das NEDAP- bzw. Vemco-Überwachungssystem, bei dem kanalisierte Fische sowohl im niederländischen als auch im deutschen Teil der Vechte ausgesetzt wurden.     
• Wie sie in der Vechte wandern, wurde für Aland, Aal, Meerforelle und Quappe untersucht. Diese Untersuchung wurde von der Sportvisserij Nederland entworfen und durchgeführt und bildet den Hauptteil der Simway Vecht LIFE IP Untersuchung. Dabei kam das VEMCO-Überwachungssystem zum Einsatz, wobei die meisten Fische am Wehr Vechterweerd in der Vecht gefangen wurden.

Wichtigste Ergebnisse Migrationshindernisse:    
• Schleusenkomplexe den Oever und Kornwerderzand im Afsluitdijk. Die Schleusenkomplexe sind ein eindeutiges Hindernis für die freie Wanderung zum Meer. Von den 371 Blankaalen, die 2018 und 2019 in den Flüssen IJssel und Vechte ausgesetzt wurden, gelang es 71 (19 %), ihren Weg ins Meer zu finden, was 33 % der entdeckten Aale entspricht.     
• Wehranlage Vechterweerd. Der derzeitige Fischpass am Wehr von Vechterweerd ist für "gute" Schwimmer wie Aland und Meerforellen leicht passierbar. Dieser Fischpass ist jedoch für Fischarten, die am Boden entlang wandern, und für "schwächere" Schwimmer wie Aale und Schmerlen nur schlecht passierbar.

• Vilsteren-Wehrkomplex. Der derzeitige Fischpass am Vilsteren-Wehr ist für "gute" Schwimmer wie Aland und Meerforellen gut passierbar. Da unterhalb des Wehrs keine weiteren verankerten Fische beobachtet wurden, kann keine direkte Aussage über die Durchgängigkeit des Fischpasses für kleinere Schwimmer getroffen werden. Bei diesem Fischpass handelt es sich, wie bei Vechterweerd, um eine V-förmige Mündungsleiter ohne vertikale Schleuse, die für Arten wie Schnäpel und Quappe und andere bodenschwimmende Fischarten wie Zander nur schlecht passierbar sein dürfte. Auf der Südseite befindet sich ein Seitenkanal um den Wehrkomplex, der mit einem Wehr zur Regulierung des Wasserstandes (Plaggemars) ausgestattet ist. Dieses Wehr kann bei normalem Wasserstand nicht von Fischen passiert werden.
• Junne Wehranlage. Der derzeitige Fischpass am Junne-Wehr ist für "gute" Schwimmer wie Aland und Meerforellen leicht passierbar. Die in Junne markierten Quappen sind nicht durch den Fischpass stromaufwärts gewandert, sondern durch den Seitenkanal. Auch der Seitenkanal bei Junne wird von Aland und Meerforellen stark genutzt, um den Wehrkomplex zu passieren.     
• Der Wehrkomplex Diffelen ist das größte Hindernis im niederländischen Teil der Vechte für Aland und Meerforellen (relativ gute Schwimmer, die über längere Strecken wandern). Die Bewirtschaftung und Instandhaltung der Fischtreppe bei Diffelen stellt im Winter einen Engpass dar, da sich der Einlauf der Fischtreppe nicht mit dem Winterwasserstand bewegen kann. Das derzeitige Seitengerinne bei Diffelen wird kaum als Wanderweg entlang des Wehrkomplexes genutzt.     
• Hardenberg-Wehr. Die Fischpassage am Wehr scheint recht gut zu funktionieren. Aufgrund der Konstruktion fließt das Wasser durch den See und durch die Kanustrecke, wodurch eine ausreichende Lockströmung erzeugt wird.     
• Stuw de Haandrik. Das Wehr De Haandrik liegt fast 60 km von der Mündung der Vechte in das Schwarzwasser entfernt (und 100 km vom IJsselmeer). Für viele Schnäpel ist dieses Wehr der Endpunkt ihrer Laichwanderung. Am Wehr De Haandrik stellt sich die Frage, wie motiviert die Alande noch sind, weiter stromaufwärts zu wandern, oder ob sie im Wehrabschnitt Hardenberg-De Haandrik laichen. Die Meerforellen schaffen es, das Wehr zu passieren. Zwischen der Fischtreppe und dem Wehr befindet sich eine Schiffsschleuse. Daher ist der Abfluss des Fischpasses ziemlich weit vom Wehr entfernt. Dadurch könnte es für flussaufwärts wandernde Fische schwieriger werden, den Fischpass zu finden.
• Wehre in Deutschland. Ab der deutsch-niederländischen Grenze gibt es drei Wehre in der Vechte bis nach Nordhorn. Nach den Ergebnissen der abwandernden Meerforellen zu urteilen, scheinen diese Wehre gut passierbar zu sein. Auch wandernde Windfische passieren diese Wehre. Die Zahlen sind jedoch gering, so dass keine eindeutigen Schlussfolgerungen gezogen werden können.     
• Nordhorn. In Nordhorn teilt sich die Vechte in zwei Arme, den Kornmühlenarm und den Ölmühlenarm. Die Ergebnisse der Meerforellenerhebung zeigen, dass die meisten Meerforellen in den nicht passierbaren Kornmühlenarm schwimmen. Die Meerforellen, die in den Ölmühlenarm schwimmen, schaffen es nicht, das Wehr durch den Fischpass zu passieren. Dies zeigt, dass Nordhorn derzeit das schwierigste Nadelöhr für die Meerforellenwanderung in der Vechte ist.

Schlussfolgerungen

Derzeit funktioniert die Vechte nicht als guter (vollständiger) Fischwanderweg zwischen dem Meer und der Quelle.     
• Eine flussabwärts gerichtete Wanderung in der Vechte selbst ist grundsätzlich möglich. Die Fische lassen sich leicht mit der Strömung über die Wehre treiben.
• Die flussabwärts gerichtete Wanderung der Blankaale von der Vechte ins Wattenmeer wird behindert. Die Schleusenkomplexe bei Den Oever und Kornwerderzand behindern die freie Wanderung der Blankaale ins Meer.     
• Eine flussaufwärts gerichtete Wanderung vom Meer bis zum Oberlauf von Vechte und Dinkel ist nicht möglich. Es gibt mehrere große Engpässe für verschiedene Fischarten.     


Die Ergebnisse 

Das Projekt Swimway Vecht zeigen, dass das Potenzial der Vechte für wandernde und strömungsliebende Fischarten hoch ist. Seltene Fischarten wie Meerforelle, Schmerle, Aal und Flussneunauge sind bereits in der Vechte vertreten. Aber auch andere wandernde Arten wie Stint und Aal wandern in die Vechte.     
• Die Strömungspassagen neben den Wehren sind für starke Schwimmer wie Meerforellen und Aland ausreichend, sofern die Fischpassagen wie vorgesehen funktionieren. Derzeit funktionieren die Fischtreppen nicht immer optimal, da sie manchmal durch Traubenreste verstopft werden oder der Zufluss auf dem unteren Winterniveau nicht funktioniert.     
• Für Schwach- und Bodenschwimmer wie Aal und Quappe sind die derzeitigen V-förmigen Fischtreppen nicht ausreichend. Für diese Fischarten sind zusätzliche Maßnahmen erforderlich. Für die Aalwanderung ist der Bau von Seitenkanälen mit Wehrdurchlass erforderlich, in denen keine Hindernisse im Seitenkanal vorhanden sind. Zur Verbesserung der Strömungswege für Fische können vertikale Schlitze in den Schwellen angebracht werden. Durch diese Schlitze können auch Fische, die über den Grund schwimmen, wie z. B. Quappen, stromaufwärts durch die Fischtreppen schwimmen.     
• Junge Aale sind im unteren Teil der Vechte zu finden. Diese wurden bei der Kreuznetzbeprobung im Frühjahr 2018 gefangen. Inwieweit diese jungen Aale flussaufwärts wandern, ist nicht bekannt.    
• Wehrdurchlässige Seitengerinne können in einem aufgestauten Fluss viel Fließwasserlebensraum schaffen und eine wichtige zusätzliche Wanderroute für Fische sein, die flussaufwärts wandern.     
• Um die Durchgängigkeit maximal zu verbessern (ohne das Wehr selbst zu entfernen), sollten an jedem Wehr ein direkt an das Wehr angrenzender Fischpass und ein am Wehr vorbeiführendes Nebengerinne vorhanden sein.     
• In der Vechte gibt es keine Stellen mit ausreichend fließendem Wasser. Viele Zielarten sind auf fließende Gewässer mit Sand- und Kiesböden mit hohem Sauerstoffgehalt angewiesen. Außerdem gibt es kein flussbegleitendes Grünland, Sumpfland und Auwälder, die im Winter überschwemmt werden und mit dem Fluss in Verbindung bleiben. Die Sumpfgebiete dienen als Laich-, Nahrungs- und Jungtiergebiete. 

 

Empfehlungen und Maßnahmen 

Ein koordinierter Ansatz zur Verbesserung der Fischwanderung in der Vechte wird empfohlen. Werden bestimmte Maßnahmen nicht umgesetzt, hat dies erhebliche negative Auswirkungen auf die ökologische Qualität des gesamten Einzugsgebiets. Durch die Realisierung der Fischwanderungsmole im Afsluitdijk wird der Erfolg der Abwanderung von Blankaalen ins Wattenmeer perspektivisch gesteigert. Eine weitere Einschränkung der Fischerei auf Blankaale in der IJsselmeer-Region wird zu einer deutlichen Verbesserung des Abwanderungserfolgs von Blankaalen führen, die über die IJssel und die Vechte ins Meer wandern.     
Im Unterlauf der Vechte sind Verbesserungen erforderlich, um das Einzugsgebiet für alle Fischarten zu öffnen. Insbesondere für Fischarten wie Aal, Schmerle und Flussneunauge, die nur schlecht oder gar nicht über die bestehenden Fischtreppen wandern, sind Verbesserungen erforderlich. Die tatsächliche Verbesserung erfordert den Bau von wehrübergreifenden Seitenkanälen an allen Wehren der unteren Vechte.     
Die derzeitigen Kaskadendurchlässe in der Nähe der Wehre sollten verbessert werden. Hier sollten die Einläufe so verändert werden, dass die Fischaufstiegsanlagen sowohl im Winter als auch im Sommer funktionieren. Für Bodenschwimmer werden in den Wehren so genannte Vertikalschlitze benötigt. Dazu müssen wahrscheinlich die Fischtreppen erweitert werden. Im Mittel- und Oberlauf der Vechte und in der Dinkel bieten sich Hangdurchlässe an, die im Hauptfluss selbst angelegt werden.

Vorgeschlagene Maßnahmen Einzugsgebiet der Vechte     

1. Bau eines Seitenkanals in Vechterweerd. Der Wehrkomplex Vechterweerd ist das Tor zum gesamten Einzugsgebiet der Vechte. Dieses Tor sollte so weit wie möglich geöffnet werden. Es ist wichtig, ein langes, natürliches und passierbares Nebengerinne anzulegen, damit alle Fischarten hier ungehindert passieren können. 

2. Änderung des Seitenkanals Vilsteren. Das derzeitige Wehr muss durch einen Zulauf ersetzt werden. In diesem Seitengerinne sollte kein Fischpass gebaut werden, aber das Seitengerinne selbst sollte so gestaltet sein, dass keine Hindernisse vorhanden sind. Der Junne-Seitenkanal kann als Beispiel herangezogen werden. Eine große Länge (kilometerlang), eventuell ergänzt durch Schwellen, ist die beste Lösung. 

3. Änderung des Diffelen-Seitenkanals. Vertiefung und Renaturierung des Gerinnes, Beseitigung der Fischtreppe im Gerinne und Ausbau des Seitenkanals. 

4. Anpassung des Diffelen-Fischpasses am Einlass. Der Zulauf beim Diffelen-Wehr funktioniert bei einem späteren Wasserstand der Vechte nicht mehr. Wenn der Wasserstand flussaufwärts bei Diffelen auf Winterniveau ist, fließt wenig oder kein Wasser durch den Fischpass. Der Zulauf sollte so angepasst werden, dass der Fischpass ganzjährig funktioniert. 

5. Fischaufstieg Nordhorn (Ölmühle-Arm) anpassen. Für Fische, die über weite Strecken wandern, sind die Wehre bei Nordhorn nicht passierbar. Die beste Lösung wäre der Bau eines Fischpasses in beiden Vechtearmen. Eine zweite Möglichkeit ist der Bau eines natürlicher funktionierenden Fischpasses im Ölmühle-Arm.

6. Anpassung bestehender Fischaufstiegsanlagen, Management und Wartung. Die Fischtreppen an den Wehren der niederländischen Vechte müssen so angepasst werden, dass alle Fische sie problemlos passieren können. Ein gut funktionierender Fischpass ist ein Durchlass mit vertikalen Schlitzen, der auf verschiedenen Niveaus funktioniert, mit Sohlsprüngen, die nicht größer als 10 cm sind.

7. Verbesserung der Fischwanderung in der Dinkel. Die Dinkel scheint ein wichtiger Nebenfluss für die Wanderung von Fischen aus der Vechte zu sein. Deshalb ist es wichtig, die Dinkel für Fische voll durchwanderbar zu machen. 

8. Bewirtschaftung und Instandhaltung von Fischpassagen und Nebenkanälen; 

9. Weitere Untersuchungen zur Funktionsweise der Flüsse Regge und Dinkel sowie weitere Untersuchungen zu Meerforelle, Aal und Schmerle in der Vechte.

zurück