ANGELFISCHERVERBAND IM
LANDESFISCHEREIVERBAND WESER-EMS E.V.

Vorsitzendentagung in Wüsting 2023

04.04.2023

Die Digitalisierung soll vieles einfacher, effizienter und bequemer machen. Gleichzeitig stellt sie uns jedoch vor Herausforderungen und sorgt für Bedenken. Auch beim Angeln. Deutlich wurde das bei der Versammlung der Vereinsvorsitzenden, zu der der Angelfischerverband im LFV Weser-Ems am 1. April in die Gaststätte „Zur Krone“ nach Hude-Oberhausen eingeladen hatte. Denn zwei zentrale Tagungs-Themen drehten sich diesmal um moderne Technik und Datenverarbeitung: der neue DAFV-Verbandsausweis sowie eine Fangmeldung per Handy-App/PC.    
Zunächst hieß Präsident Heinz Gräßner die insgesamt 82 Teilnehmer willkommen. Anschließend stellte Olaf Lindner den neuen Verbandsausweis des Deutschen Angelfischer Verbands vor, der langfristig den grünen „Fischerpass“ mit jährlichen DAFV-Klebemarken ersetzen soll. Der neue Kunststoffausweis in EC-Karten-Größe ist bundesweit einheitlich gestaltet: Auf der Vorderseite ist das DAFV-Logo abgebildet. Auf der Rückseite stehen der Name des Ausweisinhabers samt individueller ID-Nummer sowie der Verbands- und Vereinsname. Ein Passbild gibt es nicht. Der Ausweis ist unbegrenzt gültig – muss also nicht wie z.B. die Bankkarte nach einigen Jahren erneuert werden - und ist auf Bundes-, Landes- und Vereinsebene nutzbar. Ein Chip ist integriert. Der Fischereiaufseher kann so über ein Smartphone z.B. die Angelerlaubnis auslesen. Der Chip soll einen Mehrwert bieten, so Olaf Lindner. Denkbar seien z.B. Rabatte beim örtlichen Angelgerätehändler. Auch könnten Gewässerkarten, bestimmte Vereinsberechtigungen (z.B. Bootserlaubnis) oder digitale Fangbücher auf den Chip gespeichert werden. „Wir wollen das Angebot weiterentwickeln, so wie die Vereine es wollen“, sagte Olaf Lindner, der beim DAFV für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.     
Bei einer Reihe von Vorsitzenden wurde die Skepsis bei den vielen Zwischenfragen deutlich. So wurde zum Beispiel ein erhöhter Datenaufwand der Ehrenamtlichen und technische Probleme mit den Vereinsverwaltungen befürchtet. Olaf Lindner versicherte, dass der Import der gängigen Excel-Dateien ins System kein Problem sei. Der schlechte Handyempfang am Wasser, der Schwierigkeiten beim Auslesen der Daten bereiten könnte, war ebenfalls ein Thema, ebenso, dass der Ausweis kein Lichtbild beinhaltet und so die Identität zum Beispiel durch einen Personalausweis (den man aber ja eigentlich sowieso am „Mann“ haben sollte) nachzuweisen sei. Ein Vorsitzender merkte einen weiteren Kritikpunkt an: Wer zum Beispiel in drei Fischereivereinen Mitglied ist, erhält auch drei DAFV-Ausweise. Ein Ausweis, der die Mitgliedschaften bündelt, sei aktuell – auch aus Datenschutzgründen – (noch nicht) vorgesehen.
Eine Reihe von Vereinen im LFV nutzen den digitalen Ausweis aber bereits und sind zufrieden, so wie der Fischereiverein Delmenhorst. „Wir sind davon überzeugt“, sagte deren Vorsitzender Detlef Roß. Man habe dem DAFV seine Wünsche für den Ausweis dargelegt und das sei entsprechend umgesetzt worden. „Wir sparen jede Menge Zeit, Papier und Briefmarken. Die Vorstandskollegen sind entlastet. Wenn jemand seinen Beitrag nicht bezahlt hat, nehmen wir einfach den entsprechenden Haken aus der Liste. Fertig. Und die neue Gewässerordnung wurde einfach per PDF über das Ausweisportal verschickt.“    
Olaf Lindner machte darauf aufmerksam, „dass die Erstausstattung mit dem neuen DAFV-Ausweis aktuell kostenlos ist“. Und er stellte noch einmal klar: „Der Ausweis ist freiwillig. Er soll ein Hilfsmittel sein. Es wird nichts vorgeschrieben.“ Weitere Infos gibt es auf der Homepage www.dafv.de unter „Service“.
Dort findet sich jetzt auch die neue Rubrik „Fischbilder“. Der DAFV hat für seine Mitglieder hochwertige und sehenswerte Illustrationen anfertigen lassen, die Vereine und Verbände im Rahmen ihrer Arbeit kostenlos nutzen und abbilden dürfen.     
Weiter ging es auf der Vorsitzendentagung mit Christian Hermann. Der IT-Fachmann, der in Rastede im Fischereiverein aktiv ist, hat die Online-Plattform „Fangmeldung.de“ entwickelt. Statt eine Fangliste auf Papier auszufüllen, können Petrijünger ihre Fänge schnell und einfach per Smartphone oder Computer melden. Die Gewässerwarte, die bei der Auswertung jede Menge Zeit sparen, erhalten so auf Knopfdruck eine genaue Übersicht über die Gewässer, Fänge und z.B. auch einen möglichen Befischungsdruck, so Christian Hermann, der auch individuelle Anforderungen der Vereine umsetzen könne.    
Ein weiteres Thema auf der Versammlung war das Mitteilungsblatt. Um die Kosten zu reduzieren, wird der „Angelfischer in Weser-Ems“ zukünftig nur noch fünf statt sechs Mal im Jahr erscheinen (siehe auch ausführlichen Bericht in dieser Ausgabe). Außerdem sollen verstärkt potenzielle Anzeigenkunden angesprochen werden. Zu dem Ergebnis ist eine Arbeitsgruppe gekommen. Das Ergebnis stellte Geschäftsstellenleiterin Diana Karczmarzyk den Vorsitzenden vor. Die Ausgabe im Sommer wird gestrichen. Wegen der Ferien- und Urlaubszeit gibt es meist weniger Aktivitäten. Der neue Erscheinungs-Rhythmus startet im Herbst 2023: Die fünf Ausgaben sind ab dann Oktober/November, Dezember/Januar, Februar/März, April/Mai sowie Juni bis September.    
Verbandsvizepräsident Bodo Zaudtke nahm die Vorsitzenden noch einmal in die Pflicht, für entsprechend große Transportbehälter – idealerweise Maurerkübel – bei der Auslieferung der Farmaale zu sorgen. Er bat außerdem darum, Änderungen in den Vorstandsreihen zeitnah an die Geschäftsstelle des Angelfischerverbands weiterzugeben. Außerdem sprach Bodo Zaudtke über die hochwertige Gewässerwarteausbildung, die der Verband anbietet. „Viele Ausbildungsteile kann man nur in der Praxis lernen. Darum lehnen wir auch einen Online-Kurs, wie er gerade im Internet angeboten wird, ab.“    
Was passiert, wenn der langjährige Vorsitzende stirbt oder der Vorstand z.B. wegen eines Streits komplett zurücktritt? Wer hat alles eine Bankvollmacht? Wo finde ich Passwörter und die Pachtverträge? Es stellen sich viele Fragen. Um Nachfolgern und Neulingen im Vorstand eine Hilfestellung an die Hand zu geben, soll jetzt eine Checkliste dafür erarbeitet werden. Die Infos sind zukünftig im Mitgliedsbereich unserer Homepage www.lfv-weser-ems.de abrufbar. Das kündigte Präsident Heinz Gräßner an, der um Mitarbeit und Ideen aus den Vereinen warb. Wer Interesse hat, kann sich gerne auf der Geschäftsstelle unter 0441/801-335 oder unter info@lfv-weser-ems.de melden.    
Was ist eigentlich zu tun, wenn der Gewässerwart akut nicht erreichbar ist? Einen Notfallplan bei Fischsterben und Gewässerverunreinigungen stellt deshalb aktuell Jens Salva zusammen. Denn im Ernstfall muss die Alarm- und Meldekette funktionieren. Die Zeit drängt, um Proben zu nehmen, Beweise zu sichern und Behörden zu informieren. Das entsprechende Formblatt, das möglichst alle Vorstandsmitglieder zur Hand haben sollten, wird demnächst ebenfalls im Mitgliederbereich auf unserer Homepage zum Download bereit stehen.    
Angeln trotz Handicaps ist an einem barrierefreien Angelplatz sicher möglich. Einen entsprechenden Bausatz aus Holz hat Sabine Hübner, die seit einem Unfall im Rollstuhl sitzt, unter Federführung des LSFV Schleswig-Holstein mitentwickelt. Im nördlichsten Bundesland gibt es bereits ein Netz derartiger barrierefreier Angelplätze und viel positiven Zuspruch. Das wünscht sich Heinz Gräßner auch fürs Weser-Ems-Gebiet. Er stellte das Projekt kurz den Vorsitzenden vor. Finanzierung und Förderung der Plattformen würden derzeit geprüft. Wer bei der Ideenfindung mithelfen möchte, sollte sich ebenfalls auf der Geschäftsstelle melden.    
Der Präsident kündigte außerdem an, die gute Zusammenarbeit mit der Landesjägerschaft weiter vertiefen zu wollen. So soll zukünftig regelmäßig in unserem Mitteilungsblatt ein Bericht der Jäger erscheinen. Auch die Waidmänner und -frauen haben ein entsprechendes Heft. In dem werden wir Petrijünger dann mit einem aktuellen Thema präsent sein.    
Versicherungsmakler Kai Bliemeister stellte den Vorsitzenden Rahmenverträge für Versicherungen vor, die der Verband für seine Mitgliedsvereine abgeschlossen hat. Dies sind zum einen Vermögensschaden-Haftpflicht sowie Betriebshaftpflichtversicherungen. Den Vereinen ist hierüber die Möglichkeit gegeben, zu sehr viel günstigeren Konditionen als üblich, Versicherungsschutz zu erlangen.
Jens Salva gab abschließend einen informativen Überblick über Renaturierungsaktivitäten, an denen der Verband beteiligt ist: Um Deutschland Wasserstraßen lebendiger zu machen, wurde das Bundesprogramm „Blaues Band“ ins Leben gerufen. Unter dem Schlagwort „EmsLand“ steht dabei auch eine Entwicklung der Auen an der Ems zwischen Salzbergen und Dörpen auf der Agenda. Der Angelfischerverband sitzt wortwörtlich mit im Boot der Projekt-AG, an der noch der Landkreis Emsland, Unterhaltungsverbände, der NLWKN, die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung und die Landwirtschaftskammer beteiligt sind. Die Trägerschaft hat der Landkreis Emsland inne. Das Gute daran: Man kennt/schätzt sich und arbeitet schon seit Jahren gut und vertrauensvoll zusammen. „Wir können bei der Gewässerentwicklung aktiv mitgestalten, so dass sich auch die Fischbestände in der Zukunft positiv entwickeln“, erklärte Jens Salva, der von einem Vorzeigeprojekt im Nordwesten sprach. Das trifft sicherlich auch auf die „Fischereibiologische Station Ems Hase“ zu, eine von 15 neuen ökologischen Stationen, die vom Land Niedersachsen für einen verbesserten Natur- und Artenschutz eingerichtet werden. „Der Zuschlag eines derartigen Projektes an einen Angelfischerverband zur Verbesserung aquatischer Lebensräume dürfte bundesweit einmalig sein“, so Salva. Experten vor Ort sollen regional punktgenaue Maßnahmen entwickeln, anschieben und durchführen. Außerdem gehört der Angelfischerverband als einer von aktuell acht großen Naturschutzverbänden dem Landesbüro Naturschutz Niedersachsen (LabüN) an.

Text/Fotos: Thomas Kaiser

 

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