ANGELFISCHERVERBAND IM
LANDESFISCHEREIVERBAND WESER-EMS E.V.

Dritte Kiesbank in der Wiekau in Wildeshausen

23.06.2023

Wer zu Fuß oder mit dem Rad auf Tour ist, kann am Wegesrand so manche interessante Entdeckung machen. Wie zum Beispiel den Fischlehrpfad in Wildeshausen. Der erstreckt sich am Ufer der Hunte mitten im Park am Burgberg. Auf sechs Schautafeln präsentiert der Fischereiverein Wildeshausen dabei nicht nur Aal, Zander, Karpfen und Co. – andere hier heimische „Mitbewohner“ im Wasser wie Prachtlibellen, Gelbrandkäfer, Teichmuscheln, Biber und Otter oder die Ringelnatter sind mit Text und Bild ebenfalls verewigt.     
Auch Annette Groth waren vor einiger Zeit bei einer Fahrradtour die ansprechend gestalteten Schilder aufgefallen. Sie ist die Geschäftsführerin der Stiftung Gewässerschutz Weser-Ems, die beim OOWV angesiedelt ist. Die Stiftung unterstützt kleinere Projekte in der Region in den Bereichen Umweltbildung, Naturschutz und Forschung. Groth griff kurzerhand zum Telefon und meldete sich bei Ralf Siemer, dem 2. Vorsitzenden des Fischereiverein Wildeshausen, um eine Zusammenarbeit abzuklopfen. Gesagt, getan! Die Stiftung Gewässerschutz Weser-Ems fördert nun mit 25.000 Euro eine weitere Kiesbank zur ökologischen Verbesserung der unteren Hunte.

Seit Montag, 19. Juni, ist die Hunte-Wasseracht im Bereich Bremer Weg mit schwerem Gerät im Einsatz. Knapp 750 Tonnen Lesesteinen, die vorwiegend von Äckern und Feldern stammen, werden auf einer Länge von knapp 40 Metern großflächig im Fluss aufgeschüttet. Dazu kommen große Findlinge als Strömungsstörer.     
Außerdem platziert Christian Grensemann mit seinem Bagger die Einzelteile einer massiven Pappel am steil ansteigenden Ufer. Das Totholz stabilisiert die Böschung. Keine zwei Wochen sollen die Arbeiten dauern. „Das wirkt gerade alles sehr martialisch. Aber manchmal muss es halt erst einmal so aussehen, damit etwas Tolles daraus entsteht“, erklärte Maßnahmenkoordinator Ralf Siemer jetzt bei einem Gespräch mit den Projektbeteiligten und der Lokalpresse vor Ort.     
„Das ganze Ökosystem wird davon profitieren“, ist sich Ralf Siemer sicher. Zahlreiche Laichmöglichkeiten für z.B. Meerforelle, Lachs oder Neunauge sowie Habitate für Krebse, Larven und weitere wassergebundene Insekten entstehen. Das Wasser ist hier nun viel sauerstoffreicher. Zudem stabilisieren die Steine die Gewässersohle, das vermindert eine weitere Tiefenerosion an dieser Stelle.

Wie das Kiesbett einmal fertig aussehen wird, kann man sich gleich einige hundert Meter flussabwärts ebenfalls am Bremer Weg anschauen. Hier sind im vergangenen Jahr 500 Tonnen Ackersteine und wuchtige Findlinge eingebracht worden. Kiesbank Nummer drei befindet sich gleich am Anfang der Wiekau an der „Aschenbeck‘schen Insel“, etwas unterhalb der Autobahnbrücke. Diese Maßnahme ist 2021 als erste in Angriff genommen worden.

Die Wiekau in Wildeshausen ist ein gutes Beispiel für eine gelungene Renaturierung und Verbesserung des ökologischen Zustandes eines Flusses. 1996 und 2008 waren zunächst zwei Altarme erfolgreich wieder an den Fluss angeschlossen worden. Neben dieser Laufverlängerung durch die neuen Fluss-Schleifen sorgen nun die drei Kiesbänke sowie zusätzlich eine große Rausche für Struktur und Sauerstoff. Das sah viele Jahre anders aus: Fachleute der Hunte-Wasseracht hatten einmal errechnet, dass sich der Lauf der Hunte zwischen Wildeshausen und Oldenburg in den vergangenen 200 Jahren durch die Eingriffe des Menschen um rund 17 Kilometer – und damit um ca. 30 Prozent – verringert hat. Erhöht hat sich dagegen die Fließgeschwindigkeit. Die Folge waren erhebliche Sand-Erosionen an Sohle und Böschung. Seit 1950 ist das Flussbett der Hunte so um bis zu zwei Meter gesunken, schätzen Experten. Der Fluss gräbt sich also immer tiefer ein.

Dass da an der Hunte unterhalb der Kreisstadt einiges in Gang ist, hat auch der Norddeutsche Rundfunk mitbekommen. Wie Ralf Siemer berichtet, hat sich ein Fernsehteam des NDR wortwörtlich ein Bild von den aktuellen Bauarbeiten gemacht. Der Sender arbeitet an einer „NDR-Nordstory“ über die Hunte. Wann die Reportage ausgestrahlt wird, steht aber noch nicht fest.

„Dieses Projekt mit dem neuen Kiesbett zeigt, wie man mit lokalen Akteuren im Konsens etwas zügig erreichen kann“, sagt Ralf Siemer. Denn von der Idee des Fischereivereins als Maßnahmenträger, über die Förderzusage der Stiftung Gewässerschutz, den nötigen Genehmigungen der Unteren Naturschutzbehörde beim Landkreis Oldenburg, der Erstellung eines Artenschutz-Gutachtens bis zu den Arbeiten der Hunte-Wasseracht sei gerade einmal ein Jahr vergangenen. Vergleichbare Projekte würden schnell mal die doppelte Zeit dauern, so der 2. Vorsitzende. 

Das Projekt, das ursprünglich mit der Fahrradtour an der Hunte in Bewegung kam, hat noch einen weiteren positiven Effekt: Annette Groth gab die Zusage, dass auch die vom Fischereiverein betreute (und schon mehrfach ausgezeichnete) Schul-AG „Gewässerschutz“ finanziell von der Stiftung unterstützt wird.

Von Thomas Kaiser

 

zurück