ANGELFISCHERVERBAND IM
LANDESFISCHEREIVERBAND WESER-EMS E.V.

STELLUNGNAHME DES DAFV ZUM THEMA RÜCKKEHR DES LACHSES

14.08.2018

Ein Kommentar von Dr. Christel Happach-Kasan (Präsidentin des Deutschen Angelfischerverbandes e.V.)

Vor mehr als dreißig Jahren wurde damit begonnen, Lachse in unseren Flüssen wieder anzusiedeln. Die sehr hohen Erwartungen erfüllten sich nicht, aber in Rhein, Elbe und Weser konnte eine natürliche Vermehrung nachgewiesen werden. Zahlreiche Mitgliedsverbände des DAFV widmen sich der Rückkehr der Lachse in unsere Fließgewässer. Sie sind an nahezu allen größeren Gewässern aktiv, in denen ehemals der Lachs heimisch war. Deswegen bedeutet es auch eine Anerkennung, wenn überregionale Zeitungen sich des Themas annehmen. Leider ist das Resultat nicht überzeugend.

 In der letzten Juliausgabe der ZEIT berichtete ein Autorenteam im Dossier unter der Überschrift „Der gefährlichste Fisch der Welt“ u. a. über die Wiedereinbürgerung des Lachses. In der FAZ vom 31. 7. wurde unter der Überschrift „Kaum einer kehrt zurück“ die bisher noch nicht erreichten durchschlagenden Erfolge bei der Wiedereinbürgerung des Lachses insbesondere auf den deutlich überhöhten Kormoranbestand zurückgeführt.

Beide Artikel überzeugen nicht, der konkrete Informationsgehalt ist gering. Die Rückkehr der Lachse wurde als Sommerlochthema missbraucht. Der Verzehr des Zuchtlachses ist anders als die ZEIT suggeriert nicht gefährlich, der überhöhte Kormoranbestand an unseren Gewässern nur ein Einflussfaktor unter mehreren. Das Engagement derer, die mit ihrem Einsatz von Zeit, Geld und Expertise das Thema „Rückkehr der Lachse“ überhaupt zu einem Thema gemacht haben, wird nicht gewürdigt. Schade, obwohl doch ehrenamtliches Engagement angeblich hoch im Kurs steht.

Lachse sind faszinierende Fische. Sie leben im Atlantik, in Nord- und Ostsee und kehren zur Paarungszeit in die Bachläufe zurück, in denen sie aus dem Ei geschlüpft sind (anadrome Fische). Zur Paarungszeit sind die Männchen prachtvoll gefärbt, die Weibchen fächeln im groben Kiesbett eine Laichgrube laichen ab und die Männchen befruchten die Eier. Aus dem Ei geschlüpft wachsen die jungen Brütlinge im Bach zum etwa 12 cm langen Smolt heran, schwimmen flussabwärts ins Meer, wachsen dort in etwa drei Jahren zu einer Größe von 120 cm heran und kehren dann in den Bach zurück, in dem sie aus dem Ei geschlüpft sind. Ohne die zweifache Wanderung der Fische, als Smolt ins Meer wie auch als ausgewachsener Lachs zurück in den Bach, in dem er aus dem Ei geschlüpft ist, gibt es keinen sich selbst reproduzierenden Bestand in unseren Gewässern. Und bei diesen Wanderungen drohen ihnen vielfältige Gefahren.

Es gibt in Deutschland zahlreiche Initiativen für die Wiedereinbürgerung des Lachses. Der Landesfischereiverband Baden-Württemberg hat die gemeinnützige Wanderfische Baden-Württemberg GmbH gegründet, die das Wanderfischprogramm Baden-Württemberg unterstützt und das Ziel verfolgt, allen Wanderfischen im baden-württembergischen Rheingebiet Lebensraum zu schaffen. Der Landessportfischerverband Schleswig-Holstein (LSFV SH) kümmert sich um die Reproduktion von Lachs und Meerforelle. Er hat damit bei der Google Impact Challenge gewonnen. Mehr als 1,5 Millionen Lachseier und mehr als 18 Millionen Meerforelleneier wurden seit 1982 für die Nachzucht aufgelegt. Der Lachsverein gibt seit 2005 eine sehr informative CD zum Thema „Rückkehr der Lachse“ heraus, inzwischen in der 10. Auflage (15. April 2018) mit über 100 Seiten, verteilt in über 10 000 Exemplaren. Leider wurden die Informationen sowohl von der ZEIT wie auch von der FAZ missachtet.

Aber auch international ist die Wiederansiedlung des Atlantischen Lachses ein Thema. 1989 wurde der North Atlantik Salmon Fund (NASF) gegründet. Der DAFV wie auch einige seiner Mitgliedsverbände sind dort Mitglied. Dieser verfolgt das Ziel, die Fischerei auf Lachs zu mindern. Gemeinsames Ziel aller Anstrengungen ist es, sich selbst reproduzierende Bestände zu begründen. Das erfordert zurzeit, dass die laichbereiten Lachse eine Chance haben, wieder in ihre Ursprungsbäche zurückzukehren und nicht vorher im Kochtopf landen.

Der Rhein war für die Fischerei im 19. Jahrhundert der bedeutendste Lachsfluss in Europa.

1885 wurde zwischen den Rheinanrainerstaaten der Staatsvertrag über die Lachsfischerei im Rhein geschlossen,

1887 wurden junge Lachse in der Ruhr ausgesetzt, um die Fischerei zu stützen,

1893 wurde in der Nagold, Nebenfluss der Enz, Neckar eines der ersten Wasserkraftwerke gebaut,

1917 wurden Winterschonzeiten eingeführt.

Seit Beginn der Industrialisierung Verschlechterung der Wasserqualität.

Qualität des Wassers: Seit Mitte der siebziger Jahre erste Kläranlagen. Dadurch Verbesserung der Wasserqualität im Rhein. 1978 verabschiedete die sozialliberale Bundesregierung das Abwasserabgabengesetz, das sich als sehr wirksames Instrument zur Reinhaltung der Gewässer erwies. Inzwischen sind neue Bedrohungen für die Gewässerqualität entstanden, z. B. durch Auslauf von Biogasanlagen. Dagegen muss Vorsorge getroffen werden. Allerdings sind zumeist nur kleinere Flussabschnitte betroffen.

Genetik. Da im Rhein keine geeigneten Elterntiere überlebt hatten, mussten Elterntiere aus anderen Stromgebieten zur Zucht verwendet werden. Zwei Beispiele: Der Landesfischereiverband Baden-Württemberg betreibt eine Zuchtanlage im Wolftal und züchtet dort mit Elterntieren aus der Allier (Flussgebiet der Loire). www.lfvbw.de Der Lachsverein züchtet in der Hasper Talsperre mit Elterntieren aus dem schwedischen Fluss Ätran. Inzwischen werden in beiden Zuchtanlagen (wie auch in anderen Zuchtanlagen in D) überwiegend aufgestiegene Lachse als Elterntiere verwendet.

Durchgängigkeit der Gewässer: Laut Umweltbundesamt (UBA) sind nur 20

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