ANGELFISCHERVERBAND IM
LANDESFISCHEREIVERBAND WESER-EMS E.V.

Klimagerechte Ernährung mit Fisch

Nachdem der "Bürgerrat Klima" seine Arbeit aufgenommen hat, um die Klimapolitik der Bundesregierung mitzugestalten, gewinnt das Alltagsleben der Bürger und damit auch die Ernährung weiteres Gewicht in der klimapolitischen Diskussion. Lebensmittel wurden bisher im Wesentlichen nach Genusswert, Gesundheitsaspekten, Kosten und nachhaltiger Erzeugung bewertet. Zukünftig muss auch die Klimabilanz bei der Erzeugung vor dem Hintergrund der klimapolitischen Herausforderungen stärker beachtet werden.

Nach vorliegenden wissenschaftlichen Untersuchungen verschiedener Autoren (z. B. Hillborn et al. 2018) hat wildgefangener Fisch größtenteils eine günstigere Klima- und Umweltbilanz als die meisten anderen Quellen tierischen Proteins für die menschliche Ernährung. Wenn der Fisch sein Leben bis zum Zeitpunkt des Fanges ungestört im Meer verbringt und nur gefangen bzw. verarbeitet wird, dann ist es nachvollziehbar, dass selbst für bestimmte Gemüsesorten ein höherer Energieaufwand erforderlich ist und höhere Klimagas-Emissionen entstehen.

Dementsprechend hat die Lancet-Kommission bereits 2019 festgestellt, dass die vollwertige Ernährung der gesamten Menschheit auf diesem Planeten am besten gelingen würde, wenn der Fischkonsum deutlich steigen würde. Die Planetary Health Diet, der "Teller für einen gesunden Planeten" müsste demnach rund 200 g Fischprodukte pro Woche beinhalten. Für einen darüber hinausgehenden Fischkonsum liegen Studien vor, die eine deutlich positive Wirkung für die menschliche Gesundheit belegen. Hoher Fischkonsum führt zu einer "exzellenten Gesundheit", deshalb geben manche Autoren den Rat, täglich 100 g Fisch zu essen. Bekannt ist die Tatsache, dass die Kinder größere kognitive Fähigkeiten besitzen, wenn die Mutter während der Schwangerschaft 2-mal pro Woche oder mehr Fisch isst. "Klügere Kinder sind klimapolitisch sicher auch nicht schädlich", bewertet Präsident Hocker die Lage.

Zusammenfassend kommen die Lancet-Experten zu dem Ergebnis, dass die Fischwirtschaft im Rahmen der globalen Veränderungen hin zur klimagerechten Ernährung der Menschheit global 50 % mehr Fischprodukte erzeugen und anbieten muss.

Dieser wachsende Bedarf der Menschheit kann nicht allein durch eine Steigerung der Wildfänge erreicht werden. Hier ist auch bei global vollständig nachhaltiger Bewirtschaftung keine ausreichende Steigerung der gegenwärtigen Erzeugung zu erwarten. Dementsprechend muss der benötigte Zuwachs aus der Aquakultur kommen. Hier gibt es in Bezug auf Energiebedarf und CO2-Bilanz sehr unterschiedlich effiziente Produktionsverfahren, die einzeln bewertet werden müssen. Traditionelle Erdteiche und Netzgehege schneiden in der Regel besser ab als Kreislaufanlagen mit technischer Wasseraufbereitung.

"Die beste Klimabilanz hat zweifellos ein Fisch, wenn ein Angler zu Fuß zum Gewässer geht oder mit dem Fahrrad fährt und den geangelten Fisch selbst bzw. mit der Familie verzehrt. Das aktuell wachsende Interesse an der Angelfischerei hat also auch klimapolitisch einen Nutzen", stellt Präsident Hocker fest.

 

zurück