ANGELFISCHERVERBAND IM
LANDESFISCHEREIVERBAND WESER-EMS E.V.

Sportfischertag 2022 in Westerstede

01.05.2022

Am 30. April fand im Hotel-Restaurant Sonnenhof in Westerstede der Sportfischertag des Angelfischerverbandes Weser-Ems statt. Die feierliche Veranstaltung beginnt traditionell mit einer Reihe von Grußworten und endet mit einem Festvortrag.
Zunächst begrüßte Heinz Gräßner als Präsident des Angelfischerverbandes Weser-Ems die Anwesenden und entschuldigte die Ministerin Barbara Otte-Kinast, die als erste Sprecherin vorgesehen war.
So eröffnete Helmut Janßen, der 1. Vorsitzende des Sportfischervereins Apen, die Reihe der Grußworte. Der Verein hatte anlässlich seines 100-jährigen Bestehens zu der Veranstaltung eingeladen. Janßen wies darauf hin, dass mit einem Zeitungsbericht aus dem Jahr 1922 nachweisbar wäre, dass sich der Verein am 15. Januar desselben Jahres gegründet hätte. Das Hotel Sonnenhof hätte man bewusst als Veranstaltungsort gewählt, da es nahe der Süderbäke liegt, die man aufwändig renaturiert hat und die damit sinnbildlich für die Arbeit des SFV Apen stünde.
Michael Rösner, der Bürgermeister von Westerstede, begrüßte die Anwesenden im Namen der einzigen Stadt im Ammerland. Er betonte das gute Miteinander mit dem Angelverein und den Anglern in seiner Gemeinde. Dabei lobte er insbesondere den Einsatz der Angler für die Gewässer und die Fischbestände in der Region.
Matthias Huber, der Bürgermeister von Apen, betonte, dass Angler Arbeiten leisten, die Behörden und Ämter nicht hinbekommen. Sie hätten Orts- und Gewässerkenntnisse, die sonst keiner hätte. Die amtlich Beschäftigten würden gar nicht überall hingelangen, wo die Angler sind. Dadurch gäbe es immer wichtige Rückmeldungen zu den Gewässern, die man sonst nicht bekäme. Angler wären Wächter und Kümmerer. Die Angler wären deshalb ein großer Gewinn für die Gemeinde. Huber lobte die Jugendarbeit der Angler, mit der sie jungen Menschen den Zugang zu Natur ermöglichen. Bemerkenswert sei auch, dass bei Anglern nicht der Lauteste und der Härteste dominiert, sondern auch leise Menschen weiterkommen und Eigenschaften wie Ruhe, Geschick und Geduld zählen.
Jens Nacke aus dem CDU-Fraktionsvorstand des Niedersächsischen Landtags hob das große ehrenamtliche Engagement der Angler hervor. Er sprach die Notwendigkeit der Sanierung des Zwischenahner Meeres als eines der wichtigen Gewässer der Region an. Dem Gewässer müsse geholfen und das Fischsterben dort beendet werden. Man wisse, was man zu tun hätte, es bedürfe nur noch einer politischen Festlegung.
Oliver Lottke von der SPD-Fraktion des Niedersächsischen Landtags wies ebenfalls auf das hohe ehrenamtliche Engagement der Angler hin. Angler würden dabei einen besonderen Pragmatismus zeigen. Ein gutes Beispiel sei das Angebot des Angelfischerverbandes Weser-Ems, mit Kindern aus der Ukraine angeln zu gehen. Hier würden Angler Sprachbarrieren abbauen und Solidarität zeigen.
Hermann Gruppe aus der FDP-Fraktion des Niedersächsischen Landtags forderte Dankbarkeit für die Angler, die draußen sind und sich für die Natur engagieren. Wer über Natur redet, ohne draußen zu sein, wisse nicht wirklich, wovon er spricht. Angler würden ihre Entscheidungen sach- und fachgerecht treffen.
Der Präsident des Deutschen Fischerei-Verbandes und Bundestagsabgeordnete, Dr. Gero Hocker, sieht in den steigenden Mitgliederzahlen der Angelvereine eine Gegenbewegung zu den Leuten, die in sozialen Netzwerken aktiv sind. Angler würden sich praktisch für Biodiversität und Nachhaltigkeit einsetzen. Angler würden viel für den gelebten Naturschutz leisten. Dabei würden sie durch Prüfungen unter Beweis stellen, dass sie etwas von der Sache verstehen.     
Im Tierschutz sieht er das Problem, dass Arten erfolgreich unter Schutz gestellt werden, sich aber dann am Schutzstatus nichts mehr ändert, wenn sich Populationen deutlich erholt haben. Beim Wolf und beim Kormoran sei die Erholung weit genug fortgeschritten. Durch zu viel Schutz bestünde die Gefahr, dass eine Art für weniger Biodiversität sorgt.     
In Hinblick auf die Wasserkraftwerke forderte Hocker, dass Durchgängigkeit für Wanderfische geschaffen werden muss.
Schließlich kritisierte er, dass Angler von Leuten angegriffen werden, die sich nur theoretisch mit dem Tierschutz beschäftigen würden, statt ihn zu praktizieren. Solche Leute sollten sich nicht als gemeinnützlich bezeichnen dürfen.
Klaus-Dieter Mau, der Präsident des Deutschen Angelfischerverbandes stellte fest, dass sich das Angeln in der Mitte der Gesellschaft etablieren würde. Dieses sei das Ziel des DAFV und würde weiter verfolgt werden. In der Öffentlichkeitsarbeit hätte man bereits viel erreicht. Der Bundesverband soll aber weiter zukunftsfähig gemacht werden. Dafür hätte man ein Gutachten erstellen lassen, um zu erkennen, wo man augenblicklich steht, wo man hingelangen möchte und wie man das erreichen kann.  Angeln sei ein starker Wirtschaftsfaktor in Deutschland und ein großer Teil der Bevölkerung würde sich regelmäßig mit dem Angeln beschäftigen. Der DAFV will auch künftig für die wichtigen Arbeiten der Angler gute Rahmenbedingungen schaffen.
Henk Mensinga von der Sportvisserij Groningen-Drenthe betonte, dass bei allem Einsatz für Fische und Natur die Angelrute auch ein Gerät sei, das zum Wohlbefinden des Menschen beiträgt. Er bedankte sich für die gute Zusammenarbeit mit dem LFV Weser-Ems im Bereich des Naturschutzes. Fische würden sich nicht an Grenzen halten, und so sei es folgerichtig, dass man über Grenzen hinweg zusammenarbeitet. Als Dank überreichte er ein Gemälde einer niederländischen Künstlerin an Dr. Jens Salva.
Helmut Blauth von der Landesjägerschaft sieht großartige Leistungen in den Arbeiten von Anglern, Jägern und Imkern. Er würde aber gerne einmal einen parlamentarischen Nachmittag einberufen, um bei Politikern für mehr Anerkennung dieser Arbeiten zu werden. Man würde neben den etablierten Naturschutzverbänden nicht ausreichend gewürdigt werden. Jäger würden nicht ausreichend unterstützt werden und stünden in der zweiten Reihe der Naturschützer. Hier müsse es mehr Akzeptanz für die geleistete Arbeit geben.
Dr. Nick Büscher von NABU Niedersachsen betrachtet den Angelfischerverband Weser-Ems als einen befreundeten Naturschutzverband. Er lobte den hohen Einsatz der ehrenamtlich tätigen Angler. Seiner Meinung nach solle man nicht so sehr auf Unterschiede abzielen, sondern die Gemeinsamkeiten von Anglern und NABU hervorheben. Man sei stets gesprächsbereit und interessiert an einer guten Zusammenarbeit.
Carsten Brauer, Vorsitzender des Landesfischereiverbandes Niedersachsen, wies darauf hin, dass es immer wieder Probleme mit den etablierten Naturschutzverbänden gibt. Die Angler würden 6 bis 7 Prozent der Wählerschaft ausmachen. Das sei durchaus eine gesellschaftliche Macht.
Dietrich Müller vom Deutschen Fischei-Verband blickte auf eine lange Laufbahn als Jurist im Bereich des Fischereirechts zurück, die im Jahr 1951 begann. Müller hat maßgeblich an den Fischereigesetzen mitgewirkt. Heinz Gräßner dankte ihm für sein langjähriges Engagement und überreicht ihm ein Präsent.
Günther Nase von der Fischereigenossenschaft Wörpe betonte die gute Zusammenarbeit mit dem LFV Weser-Ems. Er freue sich darauf, dass die gemeinsamen Renaturierungsarbeiten an der Wörpe bald fortgesetzt werden können.
Nach den Grußworten hielt Florian Stein, Fachbereichsleiter für Europaarbeit und Wissenschaft beim Deutschen Angelfischerverband, seinen Vortrag  zum Thema „Europäischer Aal – Illegaler Handel und drohendes Fangverbot!“    
Stein beschäftigt sich bereits seit elf Jahren mit dem Europäischen Aal und dem illegalen Handel mit ihm. Unter anderem war er in der Sustainable Eel Group tätig. Zu Beginn führt er aus, dass man zwar die Larven des Aals in Gefangenschaft erzeugen, sie aber nicht ernähren kann. Sie würden also nach wenigen Wochen sterben.
2010 wurde ein EU-Export-Import-Verbot für den Aal erlassen, es darf also kein Aal aus der EU raus und keiner rein. Trotzdem gibt es in China eine riesige Aalproduktion in Farmen, auch des Europäischen Aals. Das ist nur durch illegalen Handel möglich. Der Betrug, der mit Europäischen Aalen stattfindet, beläuft sich in Dimensionen von 2 bis 3 Milliarden Euro pro Jahr.
Seit 2011 gab es mehrere erfolgreiche Razzien bei den kriminellen Aalhändlern. Zum Teil konnten große Mengen von Glasaalen sichergestellt werden. Die Maßnahmen gegen den illegalen Handel zeigen Wirkung. Die Lieferung von Europäischen Aalen nach Asien ist rückläufig.
Die Frage, ob der Aal ausstirbt, bezieht sich in der Regel nur auf die rückläufigen Zahlen der Bestände. Diese seien auch nicht zu leugnen. In die Frage müsse aber auch einbezogen werden, dass immer noch eine Anzahl von 1 Milliarde Glasaalen in Europa ankommt. Auch habe der Aal eine hohe genetische Diversität. Der Bestandsrückgang wurde zudem im Jahr 2011 gestoppt. Der Aal sei angesichts dieser Tatsachen nicht vom Aussterben bedroht.
Von einem generellen Fangstopp solle man sich nicht zu viel versprechen. Er würde dazu führen, dass der illegale Fang florieren würde. Wenn den Anglern der Fang verboten würde, wüsste bald kaum noch jemand, wie die Situation des Aals in unseren Gewässern wäre.
Vorerst sei das vom ICES geforderte Fangverbot vom Tisch. Der nächste ICES-Report würde aber kommen.
Im Anschluss an den Vortrag folgten Ausführungen von Heinz Gräßner über die ehrenamtlichen Tätigkeiten bei den Mitgliedsvereinen des Angelfischerverbandes Weser-Ems. Die Befragung der Vereine dazu ergab, dass jährlich rund 4.500 Ehrenamtliche in den Vereinen wertvolle Arbeit verrichten. Dabei kommen etwa 100.000 Arbeitsstunden pro Jahr zusammen. Außerdem werden 250.000 Euro von den Mitgliedsbeiträgen in die Projekte und Aufgaben gesteckt.
Zu den Arbeiten gehören Renaturierungsmaßnahmen an den Gewässern, das Monitoring der Wandersalmoniden und Neunaugen, die intensive Arbeit im Bruthaus, Aktionen mit Schülern/Schülerinnen, aber auch der Einsatz für Artenschutz außerhalb der Gewässer wie beim Bau von Nistkästen und Insektenhotels. Hinzu kommt das Engagement auf Messen, bei Aktionen für das Projekt „ErlebnisNatur“ oder bei Müllsammelaktionen.

 

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